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Krankenhauskeime sind nicht nur gefährlich, sie verursachen auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem.

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In den letzen Jahren wurden immer mehr CDI-Fälle registriert.

Foto: lenhardt & parnter, icd-10-data, bm für gesundheit

Infoblatt von "CDI Europe"

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Clostridium-difficile-Infektionen (CDI) sind schwere Erkrankungen, die durch eine Infektion der inneren Dickdarmwand mit Clostridium-difficile-Bakterien verursacht werden und unbehandelt zum Tod führen können. Die Infektionen sind nicht nur gefährlich, sie verursachen auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem - EU-weit in Höhe von schätzungsweise drei Milliarden Euro pro Jahr.

Bei einer Anhörung im Europäischen Parlament forderten Experten der Initiative "CDI Europe" und die Europa-Parlamentarierin Karin Kadenbach Maßnahmen zur Verbesserung des Umgangs mit CDI in Europa. Dazu gehören aus ihrer Sicht die Einhaltung von Diagnoserichtlinien, um möglichst viele CDI-Fälle zu erkennen und zu behandeln sowie Ansteckungen zu verhindern.

Viele CDI-Fälle bleiben unerkannt

Zeitgleich mit der Anhörung im EU-Parlament wurden die Ergebnisse der EUCLID-Studie (EUropean, multi-centre, prospective bi-annual point prevalence study of CLostridium difficile-Infection in hospitalised patients with Diarrhoea) wurde im Fachjournal "The Lancet Infectious Diseases" publiziert. Die Studie kommt auf schätzungsweise 40.000 nicht erkannte CDI-Fälle pro Jahr - deutlich mehr als bei früheren Studien.

Europaweit übersahen die Mediziner im Durchschnitt jeden vierten CDI-Patienten aufgrund fehlender oder ungenauer Diagnostik. Erhoben wurden die Daten in 482 Krankenhäusern aus 20 europäischen Ländern. Von 2008 bis 2012/2013 stieg die CDI-Inzidenz demnach von 4,1 auf durchschnittlich 7,9 CDI-Fälle je 10.000 Patientenbett-Tage.

Häufig tödlich

"In Deutschland und Großbritannien treten Infektionen mit Clostridium difficile zwei bis vier Mal häufiger auf als eine MRSA-Infektion, also eine Infektion mit multiresistenten Keimen des Stammes Staphylococcus-aureus", sagt Franz Allerberger von der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit.

An einer CDI versterben jährlich rund 27.000 Menschen in Europa, "genauso viele wie durch Verkehrsunfälle", so Allerberger. Mit 4,1 Fällen/10.000 Patiententagen liegt die Rate der jährlichen CDI-Infektionen in Österreich im Mittelfeld.

Die nächste EUCLID-Erhebung ist für 2016 geplant. Damit sich Österreich bis dahin im Bereich Krankenhausinfektionen dem europäischen Spitzenfeld annähern kann, wurden sowohl nosokomiale Infektionen als auch antimikrobielle Resistenzen in den Bundeszielsteuerungsvertrag und das zugehörige jährliche Bundesarbeitsprogramm inkludiert.

Erhebliches Risiko

CDI sind nicht nur gefährlich, sie verursachen auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem. Durch CDI entstehen einem Krankenhaus pro Fall zusätzliche Kosten von 7.000 bis 14.000 Euro. Für die durchschnittlichen Kosten für rezidivierende (wiederkehrende) CDI-Patienten wurde an der Universitätsklinik Köln sogar eine Höhe von 73.900 Euro ermittelt.

Der europaweite Anstieg von CDI stellt ein erhebliches Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko - besonders für anfällige Personen, wie etwa Krebspatienten - dar. Dass schnelles Handeln erforderlich ist, zeigte bereits im vergangenen Jahr der Bericht "CDI in Europe". Er fordert die Länder der EU auf, Maßnahmen in den nationalen Gesundheitssystemen zu implemen-tieren, um effektiv gegen CDI vorzugehen.

Zu den geforderten Maßnahmen gehören beispielsweise das Antibiotic Stewardship (ABS), das Empfehlungen zur Anwendung von Antibiotika gibt sowie ein EU-weites einheitliches Meldesystem. Gemeinsam forderten die Experten, die Mitgliedsländer der Europäischen Union auf, mehr dafür zu unternehmen. (red, derStandard.at, 23.1.2015)