Georg Immanuel Nagel mag es gern etwas härter: musikalisch wie auch in seinen Ansagen. Auf "BDSM-Playpartys" - also Technofeiern der Sadomaso-Szene - war er "Resident DJ". "Der Detroit-Techno ist mein Lebensgefühl", sagt er. Dresscode beim Fetischfest laut Flyer: "Lack, Leder, Latex, elegant, erotisch, extravagant." Wie Nagel dort auftrat, ist nicht überliefert. Nun hat er sich jedenfalls ein neues Kleid übergeworfen: Er ist das Aushängeschild von Pegida Wien, soll die Bewegung fortan nach außen vertreten.

Der 28-Jährige ist in Wien geboren und aufgewachsen, nach Abschluss einer Handelsakademie habe er mehrere Jahre im kaufmännischen Bereich gearbeitet - und sich nebenbei der Musik gewidmet: "Ich habe tausende Platten gesammelt, Lieder geschrieben, mich von einer Subkultur zur nächsten bewegt", erzählt er.

Heute studiert Nagel Philosophie und Geschichte an der Universität Wien und ist als "freisinniger Journalist" tätig, wie er selbst sagt. Er schreibe für alle Medien, in denen er sich "publizistisch ausleben" dürfe. Veröffentlicht wurden seine Beiträge unter anderem in der Wochenzeitung Zur Zeit, die vom ehemaligen EU-Abgeordneten und FPÖ-Funktionär Andreas Mölzer (Nagel: "Ein absoluter Freigeist!") herausgegeben wird, sowie im deutschen Jugendmagazin Blaue Narzisse und der Zeitschrift Der Eckart, die beide der neuen Rechten zugeordnet werden.

Auszüge seiner bisherigen publizistischen Leistung: "Daher ist die neue Strategie (der 'Expansion' des Islam im Westen, Anm.) Masseneinwanderung und Geburten-Dschihad."

Oder: "Es ist durchaus denkbar, dass es auch die gezielte Absicht ist, durch Ethnomorphose die europäischen Völker und Identitäten an sich zu vernichten." In einem Text schreibt er "aus identitärer Sicht", in einem anderen: "Von einer einflussreichen patriotischen Partei wie der FPÖ können die Bundesdeutschen derzeit nur träumen."

Eine parteipolitische Zugehörigkeit streitet er dennoch ab. Was ihn an der Pegida-Bewegung fasziniere? "Wir sind eine breite Bürgerbewegung, die sich gegen den Obrigkeitsstaat richtet und das Problem des islamistischen Terrors ernst nimmt." Nagel habe sich bereits vor einigen Wochen an das "Mutterschiff" in Dresden gewandt und sich dann den Gründern des österreichischen Facebook-Ablegers angeschlossen. Als Sprecher wurde er - nach eigener Angabe - basisdemokratisch gewählt. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 23.1.2015)