Elisabeth Nelhiebel erzählt eindringlich von ihrer Flucht nach Ägypten. Sie flieht in der Rolle eines 14-Jährigen vor Krieg, Angst, Hunger und Tod in Mitteleuropa.


Foto: Markus Steinwender / MAZAB

Salzburg - Die dänische Schriftstellerin Janne Teller hat in ihrem 2004 erstmals erschienenen Essay Krieg. Stell dir vor, er wäre hier ein ganz simples Gedankenexperiment gewagt: Nicht wir Europäer sind es, die Flüchtlingen aus Krisengebieten Schutz bieten sollten, sondern wir Europäer sind es, die vor Bomben, Hunger, Kälte, Tod in die friedliche arabische Welt fliehen müssen.

Das Gedankenexperiment ist so einfach wie wirkungsvoll - vor allem, wenn es für die Bühne adaptiert wird. Da erzählt ein 14 Jahre alter Bub (dargestellt von Elisabeth Nelhiebel) von der Kälte im Luftschutzkeller und dem demolierten Heim, von der Flucht seiner Familie aus dem zerbombten Österreich in das sichere Ägypten, von einem quälend langen Asylverfahren, von den Anfeindungen, von der Hoffnungslosigkeit des Lagerlebens und von der schließlich doch erteilten Aufenthaltsbewilligung.

Bis dahin sind Jahre vergangen, der Bub von einst ist ein junger Mann. Nur: für Schule oder gar ein Studium ist es längst zu spät. Der Flüchtling aus Österreich muss seinen Unterhalt mit dem Verkauf von Kuchen bestreiten: "Irgendjemand kam und stahl dir dein Leben", heißt es zum Ende des knapp 50-minütigen Monologs.

Teller erzählt in der zweiten Person Singular, im Du. Wie wirkungsvoll das auf der Bühne ist, konnte man schon bei den ersten Vorstellungen in der Salzburger ArgeKultur diese Woche erleben: "Du bist bereit, alles zu tun. Du willst nur weg von den Bomben, der Kälte, der Angst." Unterstützt vom reduzierten Bühnenbild, ohne ablenkende Details, führt das Du zur Identifikation mit den Flüchtlingen.

Harter Inhalt verlangt eine harte Sprache, und so hat Regisseur Markus Steinwender dem Stakkato der von Janne Teller salvenartig abgefeuerten Sätze noch Songs der deutschen Politrockband Ton Steine Scherben beigemengt.

Die Salzburger Theatergruppe Mazab, die Tellers Essay für Kleinbühnen adaptiert hat, geht nach den Premiere-Tagen in der Arge Kultur auf Tournee durch Klassenzimmer und Jugendzentren. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 23.1.2015)