Riad – Die öffentliche Prügelstrafe für den islamkritischen saudischen Blogger Raif Badawi wird wohl auch in dieser Woche ausgesetzt. Der Internetaktivist sollte eigentlich am Freitag in der Hafenstadt Jidda die nächsten 50 von insgesamt 1.000 Peitschenhieben bekommen.

Ein achtköpfiges Ärztekomitee habe jedoch nach einer Untersuchung empfohlen, dass Badawi aus gesundheitlichen Gründen nicht ausgepeitscht werde, teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International am Donnerstag mit.

Demo in Wien

Am Donnerstagnachmittag nahmen rund 50 Personen an einer von Amnesty International Österreich (AI) initiierten öffentlichen Aktion vor der saudi-arabischen Botschaft in Wien für die Freilassung des kritischen Bloggers Raif Badawi teil. Zudem übergab AI 5.400 Protestunterschriften an die Botschaft.

Der Generalsekretär von AI-Österreich, Heinz Patzelt, zitierte den Blogger und lobte dessen Gesinnung: "Moslems, Juden, Christen - alle sind gleichwertig. Und es muss möglich sein, an verschiedene Gottheiten zu glauben. Das hat uns Badawi vermittelt und das ist eine wichtige Botschaft", so Patzelt. In Zeiten des Irrsinns von Paris und der Angst vor Terrorismus müsse man beim Fall Badawi handeln.

"Letzten Freitag sind wir hier gestanden und es kam zur ersten Verschiebung der weiteren Peitschenhiebe. Heute haben wir erfahren, dass die morgige Strafe offenbar wieder aufgeschoben wird. Doch das ist nicht das Ende. Wir müssen aktiv bleiben, bis Badawi frei ist", ergänzte der AI-Chef.

Weltweite Kritik

Badawi war im Mai vergangenen Jahres zu zehn Jahren Haft und 1.000 Stockschlägen verurteilt worden, weil er im Internet den Islam beleidigt und den Säkularismus gerühmt haben soll. Der Fall löste weltweit Kritik aus. Vor zwei Wochen hatte der 30-Jährige nach der Freitagspredigt in Jidda die ersten 50 Peitschenhiebe erhalten. In der vergangenen Woche wurde die Strafe aus gesundheitlichen Gründen erstmals ausgesetzt. (APA, 22.1.2015)