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Strahlkraft, Lyrik, Charme: Tenor Waldemar Kmentt, hier auf einem Archivbild kurz vor seinem 70. Geburtstag.

Foto: APA/Wiener Staatsoper

Wien - Das lyrische Tenorfach war ihm nicht in die Wiege gelegt. Ursprünglich sollte Waldemar Kmentt Konzertpianist werden. Er zog jedoch ein Gesangsstudium an der Wiener Musikakademie (unter anderem bei Elisabeth Rado, Adolf Vogel und Hans Duhan) dem Tastendonner vor. Mit 21 Jahren erhielt der 1929 Geborene die Einladung von Karl Böhm, die Tenorpartie in Beethovens neunter Symphonie zu singen.

1951 wurde Kmentt an die Wiener Staatsoper engagiert. Und als sich 1955 im Haus am Ring der Vorhang zur Wiedereröffnung hob, da wirkte er bereits in der Partie des Jaquino in Beethovens Fidelio mit. Kmentt wurde rasch zum Inbegriff des strahlenden lyrischen Tenors. Die stupende Beweglichkeit seiner Stimme, die weit ins Heldenfach hinüberreichte, machte ihn zum unverzichtbaren Bestandteil des legendären Mozart-Ensembles unter Böhm.

Italienische Bravour

Kmentt wirkte dreieinhalb Jahrzehnte im Staatsopern-Ensemble. An seinem Stammhaus wurde er folgerichtig zum Kammersänger und zum Ehrenmitglied ernannt. Unvergesslich bleiben neben seinem Idomeneo (Titelpartie, 1968 auch an der Mailänder Scala) der Ferrando aus Cosi fan tutte oder der Don Ramiro aus Rossinis La Cenerentola. Der Charmeur beherrschte eben auch das italienische Fach - das in der Mitte des 20. Jahrhunderts meistens in deutscher Sprache gesungen wurde.

Unter seinen künstlerischen Partnerinnen finden sich Namen wie Wilma Lipp, Anja Silja und Sena Jurinac. An der Staatsoper verkörperte Kmentt insgesamt 79 Rollen in 1480 Vorstellungen. Zu seinen meistgesungenen Partien zählten zudem noch der Tamino in Die Zauberflöte, Hans in Die verkaufte Braut und die Titelpartie in Offenbachs Les Contes d'Hoffmann. Zuletzt war Waldemar Kmentt, der durchaus nicht der leichten Muse abgeneigt war, am 25. November 2005 als Haushofmeister in Ariadne auf Naxos zu erleben. 18 Jahre lang war Kmentt Leiter der Opernschule des Konservatoriums der Stadt Wien und Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich.

Kmentt leistete auch als Oratioren- und Konzertsänger Außerordentliches. "Mit ihm ist gewissermaßen der Doyen des Sängerensembles der Wiener Staatsoper, ein Familienmitglied von uns gegangen", quittierte Staatsopern-Direktor Dominique Meyer die Nachricht vom Ableben des Publikumslieblings. Waldemar Kmentt ist am Mittwoch 85-jährig in Wien gestorben. (poh, DER STANDARD, 22.1.2015)