Bild nicht mehr verfügbar.

Glass: Hätte Google auf die Kamera verzichten sollen?

Foto: ADREES LATIF / REUTERS

Es war ein Experiment: Mit der Explorer Edition stellte Google seine Datenbrille Glass bereits in einem frühen Entwicklungsstadium interessierten Testern zur Verfügung. Doch das Feedback, das man dafür bekam, wollte nicht so recht dem entsprechen, was sich Google erhofft hatte. Die anfängliche Begeisterung wich rasch dem Flamewar, das Wort "Glasshole" wurde geformt und brandmarkt bis heute Träger der Datenbrille.

Es war einmal eine Kamera

Doch wie konnte es soweit kommen? The Atlantic geht dieser Frage in einem aktuellen Artikel nach und kommt zu einem eindeutigen Verdikt: Mit dem Einbau einer Kamera habe Google einen Kardinalfehler begangen. Das stete Gefühl potentiell unbemerkt aufgenommen werden zu können, erzeugte bei vielen eine Abneigung, die sich sich in einigen Fällen bis zur direkten Gewaltausübung steigerte.

Alternative

Google habe schlicht versucht, zu viele Schritte auf einmal zu nehmen, so das Magazin. Glass wäre auch ohne Kamera sicher noch gewöhnungsbedürftig gewesen, die Hürde zur sozialen Akzeptanz wäre aber erheblich niedriger gewesen. Die Nutzer hätten sich nach und nach an die Funktionalität gewöhnen können - und ihr Umfeld ebenso.

Eingriff

Stattdessen wurde Glass aber schnell zum Hassobjekt. Nach und nach ließen immer mehr Bars und Restaurants die Datenbrille verbieten, und das Privacy Project von Consumer Watchdog bezeichnete Glass ob seiner Kamera als "einen der stärksten Eingriffe in die Privatsphäre".

Eingestellt

Mittlerweile ist die Explorer Edition von Google Glass Geschichte, das Gerät wird seit kurzem nicht mehr verkauft. Google beeilt sich allerdings zu betonen, dass damit keineswegs das Ende von Glass als Ganzes einhergeht. Ganz im Gegenteil: Nach einer internen Reorganisation soll die Entwicklung neuer Hardwaregenerationen vorangetrieben werden. Bleibt abzuwarten, ob Google seine Lektion gelernt hat, und sei es auch nur, die Kamera und Glass als Ganzes besser zu tarnen. Gilt doch "Aus den Augen - aus dem Sinn" oft auch bei Privatsphärenbedenken. (red, derStandard.at, 20.1.2015)