Vom Ludwigshafener Tatort-Team hätte man das am allerwenigsten erwartet - aber ihr erster Fall im neuen Jahr läuft nicht nur unter dem völlig missratenen Titel "Die Sonne stirbt wie ein Tier", er beginnt auch mit einer Szene, die an pseudopoetischer Schwülstigkeit ihresgleichen sucht. Ein nackter Mann fällt da an einem malerischen Gewässer auf die Knie, lässt ein blutiges Messer fallen und brüllt den Mond an.

ORF/ARD/Alexander Kluge

Es geht erfreulicherweise nicht die ganze Folge über so weiter, aber wirklich gelungen ist der verworrene Fall rund um einen ermordeten Pferdepfleger und einen sogenannten Pferderipper nicht. Es gibt das tatsächlich: Menschen, die Pferde verstümmeln oder töten, gelten Forensikern als (wenig überraschend) psychisch und/oder sexuell gestört. Wie das aber hier verhandelt wird, das gerät zunehmend zum Ärgernis.

Dass der mutmaßliche Ripper ein armer Kerl ist, der Hilfe braucht, steht außer Frage. Dass aber Stalking und massive Übergriffe auf eine Frau als nicht zu verhindernde Begleiterscheinungen eines psychischen Leidens abgetan werden, das geht in diesem Tatort auch nur deshalb, weil das entsprechende Opfer als taffes Mädchen mit stark dialektgefärbter Schnauze gezeichnet wird, die absolut nichts umhauen kann.

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Parallel dazu kommt Kommissarin Odenthal zurück aus der Reha. Wir erinnern uns: Ein Burnout hat sie aus dem Verkehr gezogen. Sie konnte einfach nicht abschalten. Nun wird sie von den Kollegen so großäugig-besorgt angeschaut, dass sie dauernd daran erinnern muss: "Ich bin nicht krank." Der Umgang mit psychischen Krankheiten ist alles andere als leicht. So wie in diesem Tatort sollte man es aber besser nicht machen. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 19.1.2015)

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Positiv fällt die Kritik von "Spiegel Online" aus. Ob das Einschalten lohnt? "Ja, kaum zu glauben: Nach 25 Jahren Dienst und einer langen Durststrecke läuft Lena Odenthal noch mal zu guter Form auf. Nur Pferdefreunde sollten dieses Pferdegemeuchel besser nicht einschalten."

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Weniger schmeichelhaft resümiert sueddeutsche.de: "Das ewige Herumgebrülle von mühevoll auf panisch getrimmten Menschen. Beim SWR haben sie sich eine neue Härte verordnet, beim letzten Mal lag ein Architekt mit einer Flasche Sekt im Hintern am Boden, diesmal sind die drastischen Schilderungen der Pferdemetzeleien ein ähnlich dreister Versuch, auf dem Umweg über den Ekeleffekt eine Stimmung zu erzeugen, die die Geschichte nicht hergibt. Alles an dem Tatort führt geradewegs in den Irrsinn."

Und wie gefällt Ihnen dieser "Tatort"? Top oder Flop? (red, derStandard.at, 18.1.2015)

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