Brüssel/Athen - Die jüngsten Festnahmen in Griechenland könnten nach Angaben der belgischen Ermittler doch in Zusammenhang mit den vereitelten Anschlagsplänen der mutmaßlichen Terrorzelle im ostbelgischen Vervier stehen. Dies habe eine gründliche Prüfung aller Indizien ergeben, erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Sonntag laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Belga.

Es werde deshalb erwogen, in Athen die Auslieferung eines der beiden Festgenommenen zu beantragen. Am Samstag hatte es seitens der belgischen Ermittler zunächst geheißen, beide Fälle hätten nichts miteinander zu tun.

In griechischen Medienberichten hatte es zuvor geheißen, unter den vier festgenommenen mutmaßlichen islamistischen Extremisten sei auch der Anführer der im ostbelgischen Verviers enttarnten vermeintlichen Terrorzelle. Der aus Marokko stammende Extremist Abdelhamid A., der seinen Wohnsitz in Brüssel hatte, war demnach zum Kampf für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) nach Syrien aufgebrochen. Wie die griechische Nachrichtenagentur ANA-MPA meldete, wurde der 27-Jährige von einer Anti-Terror-Einheit der Polizei in Athen gestellt.

Aus dem Polizeihauptquartier in Athen hieß es auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa), bereits am Abend des Polizeieinsatzes in Verviers sei ein Amtshilfeersuchen der belgischen Polizei eingegangen sei. Seither seien Personen sowie Informationen überprüft worden. Die griechische Polizei wollte sich jedoch erst nach Abschluss der Ermittlungen äußern.

Zweithöchste Terrorwarnstufe

In Belgien herrscht Alarmzustand, seitdem die Polizei nach eigenen Angaben einen größeren Anschlag von Islamisten auf Polizisten vereitelt hat. Bei einem Anti-Terror-Einsatz in Verviers waren am Donnerstag zwei gesuchte Extremisten ums Leben gekommen und landesweit mehr als ein Dutzend festgenommen wurde. Am Samstag nahm die belgische Polizei drei weitere Terrorverdächtige in Gewahrsam.

In Brüssel bewachten sechs Soldaten das Jüdische Museum, wo ein Attentäter vergangenen Mai vier Menschen ermordet hatte. Das Militär unterstützte die Polizei auch in Antwerpen. Die Regierung hatte angekündigt, bis zu 300 Soldaten in den großen Städten einzusetzen. Unter dem Eindruck der Bedrohung wurde ein Zwölf-Punkte-Plan zum Kampf gegen Terrorismus und Radikalismus auf den Weg gebracht. Die Behörden riefen die zweithöchste Terrorwarnstufe für das Land aus.

Auch die deutschen Sicherheitsbehörden gehen immer mehr gegen Islamisten vor. Derzeit gebe es Verfahren gegen etwa 350 Beschuldigte im Zusammenhang mit dem in Syrien und im Irak kämpfenden IS, sagte der deutsche Justizminister Heiko Maas der "Bild am Sonntag" (BamS) - ein Anstieg von rund 50 seit Ende November. Das zeige, dass das Strafrecht wirke, sagte der SPD-Politiker dem Blatt. Eine Gesetzesverschärfung sei nicht nötig.

Die Zeitung berichtete zudem, dass zwei am Freitag in Berlin festgenommene mutmaßlichen Islamisten mit Anschlägen in Syrien in Verbindung gebracht werden. Ismet D. und Emin F. sollen unter anderem an der Finanzierung eines Anschlags auf syrische Soldaten im vergangenen Jahr beteiligt gewesen sein.

100 Islamisten-Zellen in Deutschland

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in Deutschland beobachtet unterdessen einem Zeitungsbericht zufolge seit dem vergangenen Jahr landesweit rund 100 Islamisten-Zellen. Es handle sich dabei um Gruppen und Netzwerke von jeweils zehn bis 80 Menschen, berichtet die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Sicherheitskreise. Konkrete Anschlagspläne seien bei diesen Gruppierungen bisher nicht bekannt geworden.

Auch der marokkanischen Polizei gelang ein Ermittlungserfolg. Das Innenministerium in Rabat vermeldete am Samstag die Festnahme von acht Mitgliedern einer Extremistenzelle, die Kämpfer zum IS nach Syrien und in den Irak geschickt habe. Die Gruppe sei in mehreren Städten aktiv gewesen.

Terrorzelle in Israel aufgedeckt

Israel hat nach eigenen Angaben indessen erstmals eine Terrorzelle des "Islamischen Staates" auf israelischem Boden aufgedeckt. Die mutmaßlichen Mitglieder - sieben israelische Araber - sollen nach Angaben des Justizministeriums vom Sonntag einen Anschlag gegen Israel geplant und mit Aufständischen in Syrien kommuniziert haben.

Die Beschuldigten, darunter ein Anwalt, der sich vor Gericht selbst vertrat, wiesen die Anschuldigungen demnach zurück. Israel hatte ursprünglich einen Informationssperre in dem Fall verhängt. (APA/dpa, 18.1.2015)