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In Dresden starb ein Asylwerber. Der Hintergrund der Tat ist bisher unklar.

Foto: EPA/PAUL ZINKEN

Dresden - Wegen der Ermittlungspannen im Fall des in Dresden getöteten Asylwerbers Khaled I. wird zunehmend Kritik am Vorgehen der Polizei laut. "Das ist eine unglaubliche Schlamperei; sie muss personelle Konsequenzen haben", sagte der Rechtsanwalt und Nebenklage-Vertreter im Münchner NSU-Prozess, Mehmet Daimagüler, der "Berliner Zeitung" (Online-Ausgabe) vom Freitag.

Die Polizei hatte ein Fremdverschulden zunächst ausgeschlossen, obwohl der Tote mehrere Messerstiche aufwies und laut Zeugenaussagen in einer Blutlache lag. "Ich stelle mir die Frage, ob es die gleiche Schlamperei gegeben hätte, wenn das Opfer ein Normalbürger gewesen wäre" und kein dunkelhäutiger Asylwerber, sagte Daimagüler. Auch bei den Ermittlungen zu Morden des rechtsextremen Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) habe vielfach die Leitlinie gegolten, "dass ein migrantisches Opfer erst einmal kein Opfer sein darf".

Hakenkreuzschmierereien an Wohnung

Durch die Versäumnisse der Polizei sei die Aufklärung erheblich erschwert worden, kritisierte der Rechtsanwalt. Dabei hätte es gerade in Dresden, wo an dem Abend, als der Eritreer zum letzten Mal lebend gesehen wurde, wieder eine islamfeindliche Pegida-Demonstration stattfand, eine besonders große Wachsamkeit geben müssen. Medienberichten zufolge waren an der Tür der Wohnung, in der er zusammen mit anderen Asylwerbern wohnte, Hakenkreuzschmierereien entdeckt worden.

Der Hintergrund der Tat ist bisher unklar. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck hat wegen der Ermittlungspannen Strafanzeige gegen unbekannt wegen möglicher Strafvereitelung im Amt gestellt. "Es ist zu klären, warum zunächst gesagt worden ist, dass es sich nicht um ein Gewaltdelikt handelt. Das wirft viele Fragen auf", sagte der Linken-Fraktionsvize im Bundestag, Jan Korte, der "Berliner Zeitung". Am Donnerstag hatte sich auch der Innenausschuss des sächsischen Landtags mit dem Vorfall befasst. (APA, AFP, 16.1.2015)