Als abwechslungsreich, fordernd und spannend, aber auch anstrengend, beschreiben österreichische Wirtschaftsdelegierte ihre Aufgaben. Die Ausbildung dafür ist langwierig und beginnt mit einem Trainee-Programm, bei dem angehende Wirtschaftsdelegierte die ersten zehn Monate im Wiener Headoffice in den wichtigsten Bereichen geschult werden und auch gleich mitarbeiten.
Danach folgen dreimal drei Jahre als stellvertretender Büroleiter in einem der Außenwirtschaftsbüros weltweit. "Wobei darauf geachtet wird, dass die Trainees möglichst unterschiedliche Wirtschaftsräume kennenlernen", ergänzt Ernst Kopp, Leiter der Exportoffensive "Go International" und ehemaliger Wirtschaftsdelegierter.
Büros weltweit
Derzeit betreibt die Wirtschaftskammer Österreich Büros in 70 Ländern mit 76 österreichischen Wirtschaftsdelegierten und rund 700 lokalen Mitarbeitern. Zwischen fünf und sieben Jahre dauert der Einsatz im Gastland, danach folgen zwei Jahre in Österreich. Und daran schließt sich der nächste Einsatz im Ausland. "95 Prozent der Wirtschaftsdelegierten fühlen sich mit diesem Rhythmus sehr wohl", sagt Christina Schösser, derzeit Regionalmanagerin Fernost/Ozeanien und ab Sommer Wirtschaftsdelegierte in Schanghai.
Dass diese wechselnden Auslandsaufenthalte belastend für Partnerschaft und Familie sind, möchte Kopp gar nicht beschönigen. Zwar würden passende Dienstwohnungen je nach Familiengröße zur Verfügung gestellt und auch das Schulgeld für den Nachwuchs übernommen. Aber als Wirtschaftsdelegierter habe man Diplomatenstatus, daher gebe es für den Partner auch keine Arbeitserlaubnis, erklärt er.
Hands-on-Mentalität
Die Bezahlung bezeichnet er "als durchaus kompetitiv". So erhalten die Trainees im ersten Jahr in Österreich ein Bruttojahresgehalt von rund 31.000 Euro. Für jeden Einsatz während des Ausbildungsprogramms steigt das Gehalt um rund 30 Prozent. Wer nach diesen ersten zehn Jahre zum ersten Mal als Büroleiter ins Ausland gehe, bekommt zwischen 3500 und 4000 Euro, dazu kommen noch Auslandszulagen. "Dadurch kann sich das Gehalt durchaus verdoppeln", ergänzt Kopp.
Noch bis 23. März können sich Interessierte für das Trainee-Programm bewerben. Ein Master in Wirtschaft, Jus oder einem technischen Studium mit Wirtschaftskenntnissen gehören neben Sprachkenntnissen und Auslandserfahrung zu den Anforderungen.
Rund 250 haben sich beim letzten Mal beworben, knapp die Hälfte wurde zum ersten Assessment Center zugelassen, dreißig dann zum zweiten, zwölf wurden schlussendlich ins Trainee-Programm aufgenommen. Punkten könne, wer sich vorab schon schlaumacht, in welchen Gebieten die österreichische Wirtschaft stark sei, sagt Kopp. "Aber das Wichtigste ist die Persönlichkeit." Und dazu zählen die Bereitschaft, Neues zu lernen, sowie eine Hands-on-Mentalität. (DER STANDARD, 17./18.1.2015)