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Der Hauptbahnhof in Berlin soll Anschlagsziel islamistischer Terroristen sein.

Foto: EPA/BRITTAÜPEDERSEN

Berlin/Paris - Die deutschen Sicherheitsbehörden befürchten islamistische Anschläge auf die Hauptbahnhöfe in Berlin und Dresden. Dazu lägen entsprechende Hinweise vor, bestätigten Sicherheitskreise der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Aus einer Quelle hieß es zudem, auch die wöchentlichen Pegida-Demonstrationen gälten als gefährdet.

Der "Spiegel" berichtete, mehrere ausländische Nachrichtendienste hätten übereinstimmende Meldungen an die deutschen Behörden weitergeleitet, in denen die Bahnhöfe in Berlin und Dresden als mutmaßliche Anschlagsziele genannt würden. Die Dienste hätten auch Kommunikationsinhalte internationaler Jihadisten abgefangen.

Diese hätten Anschläge auf die Aufmärsche der islamkritischen Pegida-Bewegung diskutiert. "Wir nehmen diese Hinweise sehr ernst", zitiert das Magazin einen hochrangigen Sicherheitsbeamten.

Keine Bestätigung aus dem Innenministerium

Das deutsche Innenministerium wollte die Hinweise aus Sicherheitskreisen weder bestätigen noch dementieren. Die Behörden erhielten nach den Anschlägen von Paris eine Vielzahl von Hinweisen aus unterschiedlichen Richtungen. Alle Hinweise würden sorgfältig bewertet. Ernst zu nehmenden Hinweisen werde mit Hochdruck nachgegangen.

"Die deutschen Sicherheitsbehörden unternehmen alles, um die Bevölkerung wirksam zu schützen", sagte Innenminister Thomas de Maiziere. "Die Lage ist ernst, es besteht Grund zur Sorge und Vorsorge, jedoch nicht zu Panik und Alarmismus", sagte der Minister. Die Regierung betont seit langem, Deutschland stehe im Fadenkreuz des islamistischen Extremismus.

Razzia bei Salafisten in Berlin

Die Berliner Polizei führte bereits am Freitag Razzien in der Salafistenszene durch und nahm dabei zwei Personen fest. 250 Beamte seien im Einsatz, darunter drei Spezialkommandos, teilte die Polizei Freitagfrüh mit. Die seit mehreren Monaten geführten Ermittlungen richteten sich gegen fünf türkische Staatsangehörige, die "der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat in Syrien" und der Geldwäsche verdächtigt würden. Es lägen jedoch keine Anhaltspunkte vor, dass Anschläge in Deutschland geplant worden seien. Die Beschuldigten gehörten zum Teil seit Jahren der gewaltbereiten Salafistenszene an, hieß es.

Einer der beiden in Berlin festgenommenen Terrorverdächtigen stand unmittelbar vor der Ausreise nach Syrien. "Wir haben bei den Durchsuchungen Flugtickets für diese Reise gefunden und beschlagnahmt", sagte Polizeisprecher Stefan Redlich am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Dem 41-jährigen Ismet D. wird vorgeworfen, als selbst ernannter "Emir" eine Islamistengruppe in Berlin anzuführen und radikalisiert zu haben. Er und ein zweiter Verdächtiger sollen die jihadistische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) mit Geld und Logistik unterstützt haben.

Zehn Verdächtige zu Paris-Attentaten befragt

Im Großraum Paris wurden unterdessen in der Nacht auf Freitag zehn Verdächtige im Zusammenhang mit den islamistischen Anschlägen der vergangenen Woche befragt. Die Verdächtigen seien hinsichtlich einer möglichen logistischen Unterstützung der Attentäter verhört worden, hieß es aus Justizkreisen. Acht Personen befinden sich nach Angaben aus Polizeikreisen in Gewahrsam. Den Angaben zufolge könnten die Verdächtigen die Attentäter mit Waffen und Autos versorgt haben. Die Verhöre fanden demnach in mehreren Pariser Vororten statt.

Ein bulgarisches Gericht hat unterdessen entschieden, den mutmaßlichen Komplizen der "Charlie Hebdo"-Attentäter vorerst nicht an Frankreich auszuliefern. Aufgrund des internationalen Haftbefehls wegen Kindesentführung werde der Verdächtige nicht ausgeliefert, über die Auslieferung wegen des Terrorverdachts wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.

Bei dem ersten Prozess wegen terroristischer Vorhaben in Frankreich nach den islamistischen Anschlägen in Paris sind drei junge Franzosen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Das Pariser Strafgericht verhängte am Freitag Gefängnisstrafen zwischen vier und zehn Jahren gegen die Jihadisten, denen vorgeworfen wird, im Jemen oder in Somalia an der Seite von militanten Islamisten kämpfen zu wollen. Einer der Männer ist auf der Flucht, er wurde in Abwesenheit verurteilt. (APA, Reuters, 16.1.2015)