Bild nicht mehr verfügbar.

Sexting, also das Verschicken von Nacktbildern über Messagingdienste, ist ein Trend, der bei österreichischen Jugendlichen zunehmend zu Problemen führt.

Foto: AP/Drew

Ein Selbstporträt zu schießen, zu begutachten, zu verschicken, das dauert mit einem Smartphone nicht länger als 60 Sekunden. "Unter Jugendlichen ist die Inszenierung über Fotografie im Internet längst zur Norm geworden", sagt Sabrina Widmoser, Jugendarbeiterin und Koordinatorin für Internetsicherheit der Tiroler Jugendinformation "Infoeck". Im vergangenen Jahr sei sie aber zunehmend mit einem relativ neuen Trend unter Jugendlichen konfrontiert worden, der vor allem für Mädchen schwerwiegende Folgen haben kann: dem sogenannten Sexting.

Sexting ist ein angloamerikanisches Kunstwort, das sich aus "Sex" und "Texting", also Nachrichtenversand, zusammensetzt und das Verschicken von Nacktfotos via Whatsapp und andere Messagingdienste bezeichnet. Fragt Widmoser in Klassen, wer bereits zumindest einmal ein Nacktbild eines Freundes oder Schulkollegen bekommen hat, würden fast immer alle Schüler aufzeigen. "Das beginnt bereits bei Elfjährigen, sobald die Kinder eben ein Smartphone haben", sagt Widmoser. Derzeit werde ein Volksschulworkshop zu diesem Thema ausgearbeitet.

Vertrauensbeweis

Nackte Selbstporträts würden zwar auch von Buben verschickt, Opfer von Erpressung oder Mobbing würden dadurch aber überwiegend Mädchen, sagen Widmoser wie auch die Salzburger Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt. Das liege zum einen daran, dass Mädchen mit den Bildern sensibler umgehen, zum anderen würde es männliche Jugendliche oft weniger stören, wenn die Fotos herumgezeigt werden.

"Verschickt werden die Bilder zumeist an den festen Freund oder die Freundin, um dem anderen zu gefallen oder als Vertrauensbeweis", sagt Widmoser. Endet die Beziehung, würden die Bilder dann häufig zur Erpressung genutzt, oder um sich an dem anderen zu rächen. "Wir sind inzwischen oft mehrfach im Monat mit Fällen von Sexting konfrontiert", sagt Holz-Dahrenstaedt. Widmoser vermutet eine hohe Dunkelziffer, da es vielen Mädchen unangenehm sei, sich an erwachsene Vertrauenspersonen zu wenden.

Strafbar nach Kinderpornografiegesetz

Genau das sei aber wichtig. "Man kann dagegen rechtlich vorgehen. Wer Nacktfotos von Minderjährigen verbreitet, macht sich nach dem Kinderpornografiegesetz strafbar – auch wenn man selbst noch minderjährig ist", sagt Holz-Dahrenstaedt. Schwierig sei es allerdings, die Verbreitung einzudämmen, da diese in sozialen Netzwerken häufig nach dem Schneeballprinzip erfolge. "Hier sollte das Gesetz noch präzisiert werden, da man derzeit nur dann etwas tun kann, wenn man den Namen des Täters kennt. Eine ID-Nummer reicht nicht, um jemanden ausforschen zu lassen."

Widmoser empfiehlt Jugendlichen einen sorgsamen Umgang mit eigenen Fotos im Internet. Der beste Schutz vor Mobbing nach Sexting? "Erst gar keine Nacktbilder zu verschicken." (Katharina Mittelstaedt, derStandard.at, 16.1.2015)