Gespräche mit bösem Ende: Mutter (Charlotte Schwab) und Nachbarin (Bettina Hauenschild).

Foto: Anja Köhler

Bregenz - Federico García Lorca siedelt sein Drama Bluthochzeit in einer archaischen Bauerngesellschaft an, die sich in strengen Regeln und Ritualen organisiert. Ehen werden arrangiert. Wichtiger als die Liebe sind dabei materielle Aspekte oder die Arbeits- und die Zeugungskraft der Brautleute. Gegenwart wurzelt weit in der Vergangenheit. Familienfehden tradieren sich und werden handfest ausgetragen.

Ein Sohn (Michael Stange) möchte heiraten. Seine Mutter (Charlotte Schwab) erklärt sich bereit, beim Brautvater (Otto Kukla) um die Hand der Tochter anzuhalten. Noch bevor dieser Termin wahrgenommen werden kann, verdichten sich die Gerüchte, dass die Braut (Elzemarieke de Vos) schon einmal verlobt war, ausgerechnet mit einem Mitglied jener Familie, aus der die Mörder von Bruder und Vater des Bräutigams stammen.

Dennoch wird der Braut mit wertvollen Geschenken die Aufwartung gemacht. Die Schwiegereltern in spe verhandeln wirtschaftliche Fragen und rühmen die Zeugungskraft ihrer Kinder ("Mein Sohn ist stark wie ein Bulle. Er hat einen guten Samen"). Ein Hochzeitstermin wird fixiert.

Zwischenzeitlich stellt sich allerdings heraus, dass die Liebe zwischen der Braut und ihrem ehemaligen Verlobten keineswegs erloschen ist. Die Braut ist hin- und hergerissen zwischen dem Ruf des Herzens und dem Gebot der Vernunft. Doch statt die Verlobung zu lösen, fügt sie sich in ihr Schicksal. Die Situation eskaliert an der Hochzeitsfeier, bei der die Braut mit ihrem ehemaligen Verlobten durchbrennt. Die Verfolgungsjagd endet tödlich. Der Bräutigam und sein Konkurrent ermorden sich gegenseitig. Zurück bleibt die Mutter in kältestem Schmerz.

Mit Beifallsstürmen feierte das Premierenpublikum diese ganz klassisch konstruierte und von Sigrid Herzog einfallsreich inszenierte Tragödie. Es fügen sich hier viele Teile zum runden Ganzen: u. a. das fast schon halluzinogen wirkende Bühnenbild von Simone Grieshaber und die eigens für das Stück komponierte (Live-) Musik von Benedikt Brachtel. (Michael Heinzel, DER STANDARD, 16.1.2015)