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Derzeit schwärmen die Autobauer gern über die Zukunft des Fahrens. In Sachen Geldverdienen sind einige etwas aus der Spur.

Foto: Reuters/Blinch

Mailand/Detroit/Wien - Das Jahr 2015 bringt bei Fiat Chrysler Automobiles (FCA) wichtige Entscheidungen. Das neue Alfa Romeo Modell, vorerst Giulietta benannt, wird am 24. Juni vorgestellt. Im zweiten Halbjahr soll die Produktion im mittelitalienischen Werk in Cassino anlaufen. FCA-Konzernchef Sergio Marchionne will die Anzahl der gefertigten Alfa Fahrzeuge von 80.000 auf 400.000 im Jahr 2018 aufstocken. Fiat-Experte Giuseppe Berta hielte schon eine Zahl von 200.000 für einen Erfolg. Alfa soll vor allem auf dem US-Markt vertrieben werden. Autos in Italien erzeugen und dann mit dem schwachen Euro in die USA liefern, heißt derzeit das Rezept.

Der US-Automarkt soll auch in den kommenden drei Jahren auf Hochtouren laufen. 2015 soll sich auch zeigen, ob Fiat mit einer neuen Partnerschaft Ernst macht. Denn um die Fahrzeugproduktion von heuer fünf Mio. auf sieben Mio. im Jahr 2018 aufzustocken, braucht Fiat einen Partner. "Im Alleingang schafft es der Konzern keineswegs." Die Nachrichtenagentur Bloomberg spekuliert auf eine internationale Allianz. "Da kommen nur GM, Ford oder VW in Frage" meint Experte Berta. "Ich rechne mit Teilallianzen, etwa mit einem lokalen Partner in China, wo FCA noch kaum vertreten ist."

Konjunktur bremst

Um Kerngeschäfte und ums Geldverdienen geht es auch im kalten Detroit. Dort müssen die Chefs der großen Autobauer erklären, wie sie heute das Geld für die Technologien von morgen verdienen wollen. Das könnte 2015 wieder ziemliche Knochenarbeit werden, wie die weltweit lahmende Konjunktur erahnen lässt. Wichtige Märkte wie Deutschland oder Brasilien dürften sich nur im Schneckentempo erholen. In Russland weiß niemand, wie sehr der Konflikt zwischen Moskau und dem Westen die Wirtschaft noch ausbremst. Insgesamt könnte der Weltmarkt nach Zahlen der Wirtschaftsprüfer von KPMG 2015 nur um rund drei Prozent wachsen. Wer kräftiger zulegen will, muss der Konkurrenz Kunden abjagen. Das heißt, vor allem in China - trotz wachsender Skepsis über die Wachstumsaussichten - sowie in den USA gut aufgestellt zu sein.

Der angeschlagene französische Konzern Peugeot hat etwa 2014 dank der hohen Nachfrage in China und der Erholung im Europageschäft wieder mehr Fahrzeuge verkauft. Peugeot hat - von der Autokrise besonders betroffen - einen strikten Sparkurs eingelegt. Jetzt steigt zumindest der Absatz wieder um 4,3 Prozent auf 2,9 Millionen Fahrzeuge. In China verbuchten die Franzosen immerhin ein Plus von mehr als 30 Prozent. Dass China nicht nur blühende Wiesen bereithält, liegt allerdings auch auf der Hand.

Probleme in China

Für den US-Elektroautohersteller Tesla ist im vierten Quartal der Absatz im Reich der Mitte "unerwartet schwach" gewesen, wie Tesla-Chef Elon Musk zu Protokoll gibt. Die VW-Tochter Porsche hat andere Probleme. Sie streitet mit ihren Händlern in China über Verkaufsziele. Einige Autohäuser weigerten sich, dem Sport- und Geländewagenbauer weitere Fahrzeuge abzunehmen. Sie forderten hohe Entschädigungen für unverkaufte Fahrzeuge, schrieb das Handelsblatt. Ein Porsche-Sprecher will von Absatzproblemen in China hingegen nichts wissen, ebenso wenig von Entschädigungsforderungen des chinesischen Händlerverbands.

Was Konsumenten wie Autobauer wohl weiterhin beschäftigen wird, sind Qualitätsmängel. Wegen Sicherheitsmängeln mussten 2014 so viele Autos zurückgerufen werden wie nie zuvor, geht aus einer Studie des Center of Automotive Management (CAM) hervor. Derzeit ruft Daimler wegen Motorproblemen in Österreich 4000 Autos in die Werkstätten zurück. Betroffen sind mehrere Pkw- und Van-Modelle von Mercedes, die von Februar bis November 2014 produziert wurden. (Thesy Kness-Bastaroli, Regina Bruckner, DER STANDARD, 15.1.2015)