Wenn es nach der Gratispresse geht, kommt nun die Zeit der Buße. Aber nur ganz kurz!

Foto: istock/Kitiya Srimartn

Es ist überstanden, die letzten gottgefälligen Feiertagsrülpser und -fürze sind getan, alle Entenkeulen, Backkarpfen und Sauschädel verdaut, die festtägliche Extremmast programmgemäß absolviert. Gut war's, schlecht war uns, alles nach Plan und Tradition. Was jetzt kommt? Auch nix Neues: die Neujahrsdiät.

So sicher wie die Preiselbeerbirne zur Ente bedenkt uns die Gratispresse zum Jahresanfang mit der Aufforderung zum Diäthalten, reich garniert mit allerlei Angeboten, sich beim Runterhungern "wie die Hollywood-Stars" zu fühlen - offenbar flutscht das Sojamilch-Müsli dann ungleich glamouröser runter.

Ganz besonders tut sich diesmal Österreich hervor, eine "Supervegan-Diät" soll "in sieben Tagen" Schlankheit garantieren. Wer sich tatsächlich damit bestrafen will, darf zum Frühstück ein mit "Alsan" (?) bestrichenes Toastbrot mit saurer Gurke, Oliven und "Tomate" (fröstel!) garnieren - mutmaßlich, um danach zu entscheiden, dass angesichts solch vorsätzlicher Geschmacksverirrung der Hunger eh schon vergangen ist. Tags darauf wird noch eins draufgesetzt, Couscous in Orangensaft zerkocht und mit Banane vermischt: Fürwahr, so purzeln schon beim bloßen Anblick die Kilos, ans Vertilgen machen sich nur fortgeschrittene Selbstgeißler.

Rückfall leichtgemacht

Allen anderen Österreich-Verdauern wird, wie vergangenen Mittwoch, der Rückfall leichtgemacht: Da wurde auf der Titelseite in Balkenlettern auf das Gutscheinheft hingewiesen, dass "heute als Beilage" McDonald' s-Gutscheine um 110 Euro beigepackt sind: Auch Fasten muss schließlich ein Ende haben!

Die "Beilage" stellte sich, wenig überraschend, als simpler Werbefolder des Burger-Multis heraus, mittels dessen sich allerhand masttaugliche Großportionen zum Vorzugspreis ergattern lassen. Das Doppeldecker-Burger-Menü etwa geht da zum Standardpreis über die Budel; damit um die Hüften auch ja genug hängenbleibt, wird einem ein Packerl Chicken Nuggets hinterhergeworfen.

2015 ist noch ganz jung, fett ist es aber auch schon! (Severin Corti, DER STANDARD, 10.1.2015)