Die Teleskope des Next-Generation Transit Survey unter dem klaren Sternenhimmel im Norden Chiles.

Foto: ESO/G. Lambert

Wien/Neumarkt im Mühlkreis - "Erstes Licht" hieß es am Mittwoch für die zwölf Teleskope des "Next-Generation Transit Survey" (NGTS), soll heißen: Die Anlage am chilenischen Paranal-Observatorium der Europäischen Südsternwarte (ESO) hat ihr erstes Sternenlicht empfangen.

Mit der neuen Anlage soll nach den Transits von Exoplaneten gesucht werden, also den Phasen, in denen Planeten von der Erde aus gesehen direkt vor ihrem Mutterstern vorbeilaufen. Die dabei entstehende winzige Abschattung des Sternenlichts lässt sich mit empfindlichen Kameras messen.

Hunderttausende Sterne ins Visier genommen

Die Anlage ist so konzipiert, dass sie völlig automatisiert kontinuierlich die Helligkeit von mehreren 100.000 vergleichsweise hellen Sternen vermessen wird. Dabei soll eine bisher für derartige bodengebundene Instrumente unerreichte Genauigkeit erzielt werden, heißt es von Seiten der ESO.

NGTS soll dabei insbesondere Planeten von der Größe Neptuns oder kleiner entdecken. Bei dem Projekt handelt es sich um die Nachfolge des Projekts "Super-Wasp", mit dem zahlreiche neue Planeten entdeckt wurden und das bis heute führend beim Nachweis von großen Gasplaneten ist.

Kein ESO-Projekt

Ein wichtiges Ziel des Projektes ist es, kleine Planeten zu finden, die große Helligkeitsunterschiede ihres Muttersterns verursachen. Dadurch wird es möglich, die Planetenmasse genau zu bestimmen, woraus sich auf ihre Dichte und Zusammensetzung rückschließen lässt. Bei solchen Planeten könnte es auch möglich sein, ihre Atmosphären näher zu untersuchen. Bisher sind nur sehr wenige Planeten bekannt, die solche Messungen erlauben. Die Astronomen hoffen, mit NGTS viele zusätzliche Kandidaten zu finden.

Die neue Anlage wurde von einem Konsortium britischer, schweizer und deutscher Wissenschafter errichtet. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe des ESO-Observatoriums am Berg Paranal in der chilenischen Atacama-Wüste mit ihren ausgezeichneten Beobachtungsbedingungen. NGTS ist das erste nicht von der ESO betriebene Projekt, das am Paranal-Observatorium angesiedelt ist. Die gesammelten Daten werden aber im ESO-Archiv gespeichert und sind so Astronomen auf der ganzen Welt zugänglich. Die von NGTS entdeckten Planeten sollen dann als Prioritätsziele an große Teleskope für weiterführende Analysen weitergeleitet werden.

Technik aus Österreich

Bei den zwölf vom oberösterreichischen Teleskopbauer Astrosysteme Austria (ASA) gelieferten Instrumenten handelt es sich um modifizierte Versionen hochqualitativer kommerzieller 20-Zentimeter-Teleskope. Die Systeme sind nach Angaben von ASA für Wellenlängen zwischen 600 und 900 Nanometer optimiert und würden damit maximale Empfindlichkeit für helle aber kleine Sterne bieten.

Das Mühlviertler Unternehmen hat auch schon die Teleskope für das von Polen geleitete Projekt "Solaris" geliefert, das Exoplaneten in Doppelsternsystem sucht. Dafür wurden automatisierte Sternwarten entwickelt, die mit autonomen, robotischen Teleskopen ausgerüstet sind und an Standorten in Australien, Argentinien und Südafrika aufgestellt wurden. (APA, red, 14.1.2015)