Straßburg - Mehr als 276.000 Menschen sind im vergangenen Jahr illegal in die Europäische Union eingereist. Dies stelle gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme um 138 Prozent dar, sagte EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos am Dienstag bei einer Parlamentsdebatte in Straßburg über die jüngsten Flüchtlingsdramen im Mittelmeer. Demnach kamen 207.000 der Migranten "über das Mittelmeer".

Seit September seien zwölf mit Flüchtlingen beladene Frachter in Europa eingetroffen, was zeige, dass die Schleuser "neue Routen und neue Methoden" finden würden. Avramopoulos warnte, ohne ein "entschiedenes und koordiniertes Handeln" der EU werde der Zustrom von Migranten angesichts der Konflikte an den Grenzen der EU weiter anhalten.

Informationsaustausch verbessern

Die EU müsse vor allem das Vorgehen gegen die Schmuggler verstärken, indem es die Sammlung und den Austausch von Informationen verbessere. Angesichts der Verlagerung der Flüchtlingsrouten über die Türkei sei Brüssel im Kontakt mit Ankara, um über Konsequenzen zu sprechen, sagte der Kommissar. Er sprach sich zudem für eine Erhöhung des Kontingents an Flüchtlingen aus Syrien aus.

Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi forderte seinerseits in Straßburg, dass sich die EU dem Konflikt in Libyen widme. Über das nordafrikanische Land reisen die meisten Migranten nach Europa. Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 herrschen in Libyen Anarchie und Gewalt. Der fast vollständige Zusammenbruch der staatlichen Ordnung erleichtert auch die Aktivität der Schmuggler. (APA/red, derStandard.at, 14.1.2015)