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Gérard Biard setzt "Charlie Hebdo" mit bösem Humor fort.

Foto: APA/EPA/YOAN VALAT

Alles, nur keine Trauerausgabe wollte Gérard Biard mit der neuen Nummer des Satiremagazins "Charlie Hebdo" produzieren. Schließlich wolle man nicht als "Heulsuse" dastehen. Biard hat Wort gehalten. Tapfer und mit jenem bösen Humor, der die Satirezeitung seit Bestehen kennzeichnet, rechnen die Karikaturisten mit jenen ab, die ihr Leben für immer auf grausame Weise verändert haben, indem sie unbeirrt weitermachen. Wie aber schafft man Leichtigkeit, wenn gerade der Schmerz unerträglich ist? "Karikaturisten machen Spaß, sogar wenn sie atmen", sagt Biard. Er ist derjenige, der den Mitarbeitern den Raum zum Luftholen verschafft und ihnen gleichzeitig Unbeugsamkeit vorlebt.

So wurde möglich, dass der Zeichner "Luz" den weinenden Mohammed zu Papier brachte und damit den ersten Schritt zur Verarbeitung der Geschehnisse tat. "Luz" überlebte, weil er zu spät kam. Biard war zum Zeitpunkt der Anschläge in London.

Nach dem Tod des Herausgebers Stéphane "Charb" Charbonnier übernahm der 55-jährige Biard die Leitung der Zeitung. Mit einer Auflage von drei Millionen erscheint "Charlie Hebdo" an diesem Mittwoch. Üblicherweise werden rund 50.000 Exemplare gedruckt. Gestemmt wurde dieser kollektive Kraftakt, weil Biard die Redakteure zum Weitermachen ermutigte. Weil er hofft, "dass die Leute aufhören, uns säkulare Fundamentalisten zu nennen, dass sie aufhören, zu freier Meinungsäußerung 'Ja, aber' zu sagen", wie er in einer Redaktionssitzung sagte.

Biard lebt für seine Überzeugungen: Zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Journalist engagiert er sich in der Organisation "Zéromacho" für das Verbot von Prostitution mit Strafen für Freier. 2012, als der Zorn der Islamisten wieder einmal das Blatt traf, fand Biard klare Worte: Es gehe nicht um Provokation, sondern darum, "unsere Aufgabe als politische Kommunikatoren zu erfüllen".

Die neue Ausgabe sei "im Schmerz entstanden", sagte Biard bei einer Pressekonferenz. Er wirkte gefasst und in gewisser Weise zuversichtlich: Natürlich werde man lachen und versuchen, die Leser weiterhin dazu zu bringen. In zwei Wochen können die Leserinnen und Leser die nächste Nummer von "Charlie Hebdo" erwerben.

Biard dankte den tausenden Unterstützern und auch den Abonnenten – etwa George Clooney und Arnold Schwarzenegger. Der habe gleich zehn Abonnements bestellt. Da schmunzelten die Redakteure. (Doris Priesching, DER STANDARD, 14.1.2015)