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Zuerst muss der Vertrag beim ÖFB aufgelöst werden, dann wird der 59-fache Internationale offiziell präsentiert.

Foto: APA/Neubauer

Wien - Keine Frage, Franz Wohlfahrt hat im Fußball einiges gesehen - unabhängig von 440 Meisterschafts- und Cupspielen für die Austria. Der Jahrhundert-Torhüter der Veilchen hielt im Nationalteam (wo Leute wie Michael Konsel und Otto Konrad nicht mehr als 59 Einsätze des Kärntners zuließen) ebenso wie im Europacup. Aus diesem Bewerb rührt auch Wohlfahrts Spitzname "Bodo" her. In den Meistercupbewerben 1984/85 und 1985/86 bezwang die Austria jeweils Dynamo Berlin mit Goalie Bodo Rudwaleit. Der war eine ähnlich stattliche Gestalt wie die junge Nummer eins der Wiener, fing sich aber gleich zwei geschupfte Treffer von Anton Polster ein. Und als sich Wohlfahrt gegen den lustigen Stürmer im Training eine ähnliche Blöße gab, war er der Bodo.

Und der hat auch in der deutschen Bundesliga, beim VfB Stuttgart, beileibe nicht schlecht gehalten. Das alles meinte Austrias Präsident Wolfgang Katzian, als er von der "internationalen Erfahrung" seines Sportdirektors sprach, nachdem sich der Verwaltungs- bzw. Aufsichtsrat nach mehrstündiger Sitzung nicht ganz einstimmig darauf verständigt hatte, den 50-Jährigen mit einem Dreijahresvertrag auszustatten.

"Volles Vertrauen"

Finanzvorstand Markus Kraetschmer übersetzte "internationale Erfahrung" in den "Spirit", der Wohlfahrt durch seine Erfahrungen als Spieler auszeichne. "Das ist etwas, das er bei der Führung der Mannschaft, in die Gespräche mit den Spielern einbringen kann." Und schließlich sei auch Thomas Parits bei seiner Bestellung zum Sportvorstand zuerst skeptisch beurteilt worden, weil er davor keine einschlägige Praxis gesammelt hatte.

Dass Wohlfahrt im Gegensatz zu seinem erst im Mai endgültig ausscheidenden Vorgänger nicht Sportvorstand, sondern Sportdirektor ist, will Kraetschmer keinesfalls als - überspitzt formuliert - Misstrauensvorschuss verstanden wissen. "Wohlfahrt hat unser volles Vertrauen und die Rückendeckung der gesamten Austria-Familie." Es handle sich lediglich um eine leichte juristische Änderung im Gefüge eben dieser Familie. Wohlfahrt stehe als Sportdirektor nicht unter Vollhaftung, habe aber trotzdem die Prokura. Im Übrigen gelte wie schon beim Duo Kraetschmer/Parits das Vieraugenprinzip: "Allein kann keiner Verträge abschließen."

Zulechner kommt, Damari geht

Im Fall Philipp Zulechner ist Wohlfahrt, der erst seiner Verpflichtungen als Torhütertrainer des Nationalteams und Ausbildner bei Fifa und ÖFB entbunden werden muss, noch nicht zuständig. Der ehemalige Grödiger Torjäger, der in einem vollen Jahr bei Freiburg auch wegen einer hartnäckigen Erkrankung zu gerade neun Bundesligaeinsätzen (ein Tor) gekommen war, absolvierte am Dienstag in Wien medizinische Tests. Die Verpflichtung des 24-Jährigen ist Formsache.

Ebenso nur Formsache ist der Transfer von Omer Damari, der den Erwerb von Zulechner für die Austrias besonders wünschenswert macht. Der Israeli weilt in Leipzig, sein Wechsel zu RasenBall Leipzig in die zweite deutsche Bundesliga ist zumindest zwischen den Klubs keine Frage mehr. Kraetschmer schmerzt der Abgang des 25-Jährigen, aber er sei "wirtschaftlich äußerst attraktiv". Soll heißen, dass für die Ablöse, die Damari bringt, mehrere Zulechners zu haben wären. Nur einer reist am 21. Jänner mit ins Trainingslager nach Belek. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 14.1.2015)