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Die Diplomatin Kolinda Grabar-Kitarovic gewann die Wahl. F.: Reuters

Foto: Reuters/Bronic

Manche Kroaten sagen, dass die Leute aus Grobnik, einem Dorf in der Nähe von Rijeka, unglaublich sture Menschen seien, vielleicht die stursten Kroaten überhaupt. Sie seien aber auch freundlich und offen, heißt es. Die neue kroatische Präsidentin mit dem ungewöhnlichen Namen Kolinda ist jedenfalls von der Landschaft ihrer Kindheit ("riesige Felder, ein endlos blauer Himmel und das Rauschen des Flusses Rjecina") geprägt. Und sie gilt als eine sehr zielstrebige und höfliche Person.

Die Fleischerstochter zog es aber bald weg aus Grobnik, bereits als Gymnasiastin verbrachte sie Zeit in den USA. Die Affinität zu Amerika blieb. Sie studierte in Zagreb Englisch, Spanisch und Internationale Beziehungen. Nach einem Jahr an der Diplomatischen Akademie in Wien begann sie 1996 ihre Karriere im Außenministerium des jungen Staates. Dort wurde sie Chefin der Nordamerika-Abteilung. Grabar-Kitarovic gilt als explizite Euroatlantikerin. Sie pflegt gute Kontakte zu Hillary Clinton und Präsident Barack Obama. Mit der neuen Staatschefin könnte Kroatien außenpolitisch wichtiger werden. Sicher wird Grabar-Kitarovic, für die Angela Merkel ein Vorbild ist, die Beziehungen zu Deutschland intensivieren.

In der Region dürfte sie sich als Spitzenvertreterin der Europäischen Volkspartei präsentieren und könnte dabei helfen, dass Serbiens Regierungspartei SNS aufgenommen wird. Auch der Brdo-Prozess, ein regionales Kooperationsforum, ist ihr ein großes Anliegen.

Grabar-Kitarovic trat bereits 1993 in die konservative HDZ ein und galt als Protegé des mittlerweile inhaftierten Ex-Premiers Ivo Sanader. 2003 wurde sie ins Parlament gewählt und gleich zur Ministerin für europäische Integration ernannt, später auch zur Außenministerin. 2008 ging sie als Botschafterin in die USA, ab 2011 war sie Vize-Generalsekretärin für Public Diplomacy in der Nato.

Die konservative Katholikin ist für kroatische Verhältnisse eher liberal, so ist sie etwa gegen ein Verbot der Abtreibung. Sie hat aber einen sehr ausgeprägten Patriotismus. Jene sieben national gesinnten Generäle, die im Jahr 2000 vom damaligen Präsidenten Stipe Mesic zwangspensioniert wurden, will sie rehabilitieren und zu ihren Beratern machen. Kolinda Grabar heiratete im Jahr 1996 Jakov Kitarovic, einen Professor für Seefahrt in Rijeka, der ihre Karriere durch sein Engagement bei der Kindererziehung unterstützte. Ihre Tochter heißt Katarina, ihr Sohn Luka. (DER STANDARD, 13.1.2015)