Die Einsatzkräfte wie Rotes Kreuz oder Samariterbund stehen hinter der Einführung der Rettungsgasse in Österreich. Ihre Argumentation ist logisch. Jede Minute, die man schneller bei einem Verkehrsunfall ist, nützt den Opfern und kann Leben retten. Laut Rotem Kreuz schätzen zwei von drei Einsatzkräften die Situation subjektiv besser als zuvor ein. Das Problem ist nur: Lässt sich diese Zeitersparnis auch objektiv nachweisen?

Die Antwort ist einfach wie brisant: nein. Der Rechnungshof hat erst im November festgestellt, dass keine Zeitersparnis belegt werden kann. Und die Aussage des Österreichischen Roten Kreuzes, dass die Zeitersparnis bis zu vier Minuten bringen kann, wird von Kollegen in Deutschland ad absurdum geführt: Dort weiß man offiziell nichts von dieser Zeitersparnis. Blöd nur, dass sich die österreichischen Kollegen sowie Asfinag und Verkehrsministerium auf die mutmaßlichen Erfahrungswerte des Deutschen Roten Kreuzes berufen.

Bei der Rettungsgasse lässt sich vorerst also empirisch nicht nachweisen, dass sie etwas bringt. Dafür war die Einführung mit rund 4,6 Millionen Euro für Informationskampagnen, Inserate und PR ziemlich teuer. Die Asfinag dürfte die Unterstützung für das Projekt mittlerweile bereuen: Sie war für die Rettungsgasse, wohl weil sie auf den Pannenstreifen als zusätzliche Fahrbahn gespitzt hat. Diesem Ansinnen wurde aber eine politische Abfuhr erteilt. (David Krutzler, DER STANDARD, 13.1.2015)