Der britische Saxofonist Trevor Watts tritt im Duo mit Pianist Veryan Weston in einen offenen Dialog der guten alten, freien Improvisation.


Foto: Alter Schlachthof

Wels - Am Montag gastieren zwei altgediente Kämpen der britischen Jazzszene in Wels: Saxofonist Trevor Watts und Pianist Veryan Weston. Gemeinsam haben sie bereits 2002 ein Album eingespielt, in vielen unterschiedlichen Ensembles machen sie seit Jahrzehnten sehr unterschiedliche improvisierte Musik jenseits aller Konventionen.

Watts (Jahrgang 1939) begann während seines Dienstes bei der britischen Luftwaffe, Holzblasinstrumente zu spielen, dabei traf er erstmals auf einen langjährigen Weggefährten, Paul Rutherford. Danach wirkte er in der frühen britischen R&B-Szene, Rod Stewart und Sonny Boy Williamson waren einige Zeit Bandkollegen.

Aber bereits Mitte der 1960er-Jahre wollte sich Watts größere Freiheiten herausnehmen - er schloss sich der eher experimentellen Londoner Jazzszene an: John Stevens, Keith und Julie Tippett, Stan Tracey sowie der frühere Violinist der englischen Folkrocker Steeleye Span, Peter Knight, wurden seine künstlerischen Partner.

Anton Webern rezipiert

1965 gründete Watts gemeinsam mit dem Drummer John Stevens das Spontaneous Music Ensemble (SME). Beeinflusst war die Gruppe einerseits vom USFreejazz, aber auch von Traditionalisten wie Louis Armstrong, andererseits hat das SME auch Anton Webern rezipiert und in seine ruhigen Klanggebilde integriert. Das SME stand für den Verzicht auf linearen Rhythmus und Melodie. Gemäß dem Zeitgeist entwickelte die Gruppe ein nichthierarchisches Ethos: Statt Soloparts und Bandbegleitung im traditionellen Jazz durften alle Musiker kollektiv improvisieren.

Der 64-jährige Veryan Weston kann ebenfalls mit einer langen Liste von gleichgesinnten Jazz- und Improvisationspartnern aufwarten: Von Eddie Prévost über Lol Coxhill bis zum London Improvisers Orchestra reicht diese. Zudem spielte er im November beim Londoner Revivalkonzert der britischen Freistilrocker Henry Cow mit. Zuletzt erschien das Watts-Weston-Album Dialogues In Two Places (2012). (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 10./11.1.2015)