Bild nicht mehr verfügbar.

Ein seltenes Pressefoto von der ersten Adultex. Bildmaterial zu der acht Jahre lang existierenden Veranstaltung ist rar gesät.

Foto: AP

Seit 1967 gibt es die Consumer Electronics Show, die jedes Jahr im Januar eine Vorschau auf technologische Neuerungen und Produkte gibt. Seit 1998 hat die Messe ihren Fixplatz in der Glücksspielmetropole Las Vegas.

Doch auch eine andere Technikmesse war einst dort ansässig: Die Comdex, die lange Zeit als eine der bedeutendsten Veranstaltungen der Branche galt und im November das Weihnachtsgeschäft einläutete. 2003 schloss sie nach Fehlern der Veranstalter und rapide sinkendem Ausstellerinteresse für immer ihre Pforten und überließ der CES das Feld. Mit ihr ging auch eine andere Veranstaltung unter: Eine Cyberporno-Messe namens Adultex.

Erstauftritt auf der Comdex

Einschlägige Inhalte boten die dortigen Hersteller vornehmlich auf Diskette, CD und später DVD an. Gefüllt mit Bildern, Filmen und auch Spielen. Wie auch früher die CES, die mit der AVN Adult Expo ebenfalls über ein Erotik-Pendant verfügt, hatten auch Firmen mit expliziten Digitalprodukten einst die Comdex für sich entdeckt, berichtet The Verge.

1993 schrieb die New York Times noch über ein halbes Dutzend Firmen, die nahe einigen Hardware-Ausstellern ihre Ware feilboten. Mit dabei: CD-ROMs mit nicht jugendfreien Inhalten. Die Journalisten beobachteten Staus in den Gängen, verursacht durch vornehmlich männliches Publikum, das sich zuhauf an diesen Messeständen tummelte.

Rauswurf

Zur illustren Garde der ersten Anbieter gehörten Leute wie Rebecca Noga, die in Bulletin Boards aufgestöberte Bilder und Shareware auf CDs presste und verkaufte, ehe sie vom Playboy, Disney und Time Warmer verklagt wurde. Später gesellten sich aber auch bekanntere Namen der Branche zum Aufgebot.

Der deutliche Zustrom an Porno- und Erotikanbietern im Folgejahr führte jedoch zu Problemen. Wichtige Aussteller wie Microsoft oder Intel beklagten sich bei den Veranstaltern über ihre anrüchigen Nachbarn. Die Messeleitung reagierten zügig und kompromisslos: Als die Unerwünschten sich weigerten, ihre Stände auf Aufforderung abzubauen, wurde ihnen kurzerhand der Strom gekappt.

Der Rauswurf brockte der Comdex einen Verlust von 500.000 Dollar an Mieten ein. Da die Veranstaltung damals mit 200.000 Besuchern gerade ihre Blütezeit erlebte, war dies jedoch verschmerzbar.

Publicity dank Polizei

Im Jahr darauf, 1995, wurde die Adultex aus der Taufe gehoben, wo sich die "Comdex-Verstoßenen" künftig sammelten. Zahlreiche Besucher der Technikmesse, so The Verge weiter, zahlten auch 20 Dollar für den Eintritt zu ihrem schlüpfrigen "Mitbringsel", das ab 1997 auch mit diversen Online-Angeboten aufwartete, nachdem das US-Höchstgericht Gesetze hinsichtlich unanständiger Netzinhalte per Urteil aufgehoben hatte.

Im gleichen Jahr sorgte auch ein Polizeieinsatz für Aufregung, bei dem Beamte anwesenden Akteurinnen und Pornostars Strafmandate ausstellten, weil sie "oben ohne" posiert hatten. Eine der Organisatorinnen der Adultex bedankte sich nachträglich in einem Billboard-Interview für die kostenlose Publicity.

Comdex-Einbruch riss Adultex mit

Den Erfolgslauf der Pornomesse beendete schließlich das Platzen der sogenannten "Dotcom-Blase" zu Beginn der 2000er-Jahre, der gleichermaßen auch die Comdex als wichtigsten "Publikumsvermittler" traf. In ihrer Hochzeit dürfte die Adultex 20.000 bis 30.000 Menschen angezogen haben, die aber nach und nach ausblieben, nachdem die Aussteller der Comdex zunehmends nur noch bei der CES eincheckten, in deren Schatten sie gerückt war.

2002, nachdem selbst die Suche nach einer Veranstaltungshalle zu einem echten Problem wurde, war die Adultex nach achtjährigem Bestehen schließlich am Ende. Auch ein Wiederbelebungsversuch in Form einer web-zentrierten Veranstaltung namens "YNOT Summit", sollten nicht dauerhaft fruchten.

Für die Industrie selber dürfte der Verlust gering gewesen sein. 2012 schätzte ExtremeTech den Anteil von Pornoseiten am globalen Internettraffic auf rund 30 Prozent. (gpi, derStandard.at, 09.01.2015)