Berlin - Das Berliner Biotechunternehmen Mologen treibt mit großen Schritten die Entwicklung seines wichtigsten experimentellen Wirkstoffs gegen Krebs voran. Das Mittel MGN1703 soll die körpereigene Abwehr dazu anregen, Tumorzellen zu bekämpfen. "Eine zulassungsrelevante Darmkrebsstudie ist gestartet - der erste Patient wurde bereits im September aufgenommen", sagte Mologen-Chef Matthias Schroff.

Das Unternehmen finanziert die Studie der Phase III - der letzte Großtest eines neuen Medikaments vor einer Zulassung - zunächst in Eigenregie. 540 Patienten in Europa mit fortgeschrittenem Darmkrebs sollen daran teilnehmen. Die Suche nach einem finanzstarken Pharma-Partner läuft aber bereits. "Wir sind in Gesprächen", sagte der promovierte Biochemiker, der Mologen seit 2008 leitet.

Rezeptor TLR9 liefert Immunantwort auf Tumorzellen

Die Immuntherapie gilt als eines der heißesten Felder in der modernen Krebsmedizin. Experten zufolge könnten solche Arzneien künftig bei mehr als der Hälfte aller Krebspatienten zum Einsatz kommen. Mologen traut seiner Substanz Milliardenumsätze zu. "MGN1703 hat Blockbuster-Potenzial", so Schroff. Aktuell haben in der Immuntherapie die US-Pharmariesen Bristol-Myers Squibb und Merck&Co sowie der Schweizer Pharmariese Roche und die britisch-schwedische AstraZeneca die Nase vorn. Aber auch deutsche Firmen wie der Darmstädter Pharmakonzern Merck oder die Biotechfirma Medigene arbeiten an solchen Substanzen. Mologen konzentriert sich mit seinem Wirkstoff MGN1703 auf den Rezeptor TLR9 in der Immunabwehr, dessen Aktivierung eine starke Immunantwort auf Tumorzellen auslösen soll.

Schroff erwartet, dass die Darmkrebsstudie Ende 2017 oder Anfang 2018 ausgewertet werden kann. Genau lasse sich das aber nicht festlegen. Eine Zwischenauswertung sei nicht geplant. In den bisherigen Tests konnte MGN1703 Mologen zufolge nach einer Chemotherapie das Leben einiger Patienten deutlich verlängern. "Wir haben jetzt auch Patienten, die seit fast vier Jahren unter Therapie sind", sagte Schroff. Bis Anfang 2016 kann Mologen nach eigener Einschätzung die Phase-III-Studie aus eigenen Mitteln finanzieren. Danach soll entweder ein Pharmapartner einspringen, auch die Aufnahme neuer Mittel über einen Kapitalschritt ist möglich. "Das sind die beiden Wege, die denkbar sind", so der Mologen-Chef. Die Strategie sei mit den Großaktionären abgesprochen. Mit einem kleineren Kapitalschritt hatte die 1998 gegründete Firma im vergangenen Jahr rund 16 Mio. Euro eingesammelt.

Kleinzelliger Lungenkrebs gilt als agressive Krebsart

Die Biotechfirma testet ihren Immuntherapie-Wirkstoff auch im Einsatz gegen Lungenkrebs, ist dabei allerdings erst in der Phase II der klinischen Entwicklung. Das im Prime Standard an der Börse gelistete Unternehmen rechnet damit, im Laufe dieses Jahres alle Patienten für die Studie zusammen zu haben. 2016 soll dann die Auswertung erfolgen. "Wenn wir die Daten, die wir bisher bei Darmkrebs gesehen haben, bei Lungenkrebs bestätigen können, haben wir ein riesiges Potenzial", glaubt Schroff. Kleinzelliger Lungenkrebs gilt als besonders aggressive Krebsart und als schwer behandelbar. Entsprechend groß wären für die Berliner Firma die Geschäftschancen bei einem Studienerfolg. (APA/Reuters, 8.1.2015)