Warnemünde - Die Wetterlage im Dezember ermöglichte ein zumindest in seinen Ausmaßen seltenes Phänomen in der Ostsee: Große Wassermassen aus der Nordsee strömten ein - laut dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde (IOW) war es das größte Ereignis dieser Art in den vergangenen 60 Jahren.

Vorausgegangen war dem eine Phase langanhaltender Ostwinde, die einen starken Ausstrom aus der Ostsee verursachten, sodass der Meeresspiegel deutlich fiel. Als dann am 5. Dezember 2014 der Wind nach Südwest, später nach West drehte, konnte Nordseewasser einströmen. Da die Windsituation über drei Wochen hinweg unverändert blieb, gelangten große Mengen an Salzwasser zuerst über den Öresund und schließlich auch durch die Belte in die Ostsee.

Positive Auswirkungen erhofft

In der Liste aller seit Beginn der ozeanographischen Beobachtungen im Jahr 1880 erfassten Salzwassereinbrüche nimmt dieser mit einem Volumen von rund 198 Kubikkilometern Rang 3 ein. Insgesamt gelangten etwa vier Gigatonnen Salz in die Ostsee. Wichtiger ist aber ein anderes "Mitbringsel": Sauerstoff.

Wie sich diese Wassermassen in der Ostsee weiter verbreiten und welchen Effekt sie haben werden, wird das IOW in den kommenden Monaten regelmäßig untersuchen. Da das einströmende Wasser eine sehr gute Sauerstoffsättigung zeigte, wird davon ausgegangen, dass es einen positiven Effekt auf Gebiete im Bornholm- und Gotlandbecken haben wird, die unter Sauerstoffmangel leiden. Salzwassereinbrüche können der Bildung sogenannter "Todeszonen" entgegenwirken. (red, derStandard.at, 7. 1. 2015)