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Selfie mit Grönlandwal, dem langlebigsten Säugetier der Welt – außer der Mensch kommt dazwischen. Die Frauen gehören dem Volk der Iñupiat in Alaska an, die diese Tiere seit langer Zeit bejagen dürfen.

Foto: AP / Gregory Bull

Liverpool/Wien - Die Ältesten von ihnen, die heute noch durch die arktischen Meere gleiten, lebten bereits, als der Wiener Kongress tagte oder Karl Marx geboren wurde. Grönlandwale können über 200 Jahre alt werden und gelten damit als die langlebigsten Säugetiere der Erde. Doch woran liegt es, dass diese Glattwalart eine viel höhere natürliche Lebenserwartung hat als etwa der verwandte Minkwal, der bei einem ganz ähnlichen Lebensstil gerade einmal 50 Jahre erreicht?

Trotz ihrer im Vergleich zum Menschen tausendmal höheren Anzahl an Körperzellen - Grönlandwale werden bis zu 18 Meter lang und wiegen bis zu 100 Tonnen - ist das Krebsrisiko der Tiere nicht erhöht, im Gegenteil. Man vermutete daher, dass die Wale über natürliche Mechanismen verfügen, die Krebs effektiver als bei anderen Arten unterdrücken.

Ein britisches Forscherteam um Michael Keane ging dieser Vermutung nun auf den Grund und sequenzierte das komplette Grönlandwal-Genom, das erste eines der großen Wale. Danach verglichen es die Genetiker mit der Erbsubstanz von Minkwalen, Großen Tümmlern, Orkas, aber auch Kühen und Mäusen. Wie Keane und Kollegen im Fachblatt "Cell Reports" berichten, entdeckten sie zwei genetische Auffälligkeiten bei diesen Methusalems der Weltmeere.

Besserer Schutz vor Krebs

Zum einen weist das Gen ERCC1 Besonderheiten auf, das die Reparatur von Erbgutschäden steuert und so den Krebsschutz erhöht. Außerdem geht man davon aus, dass es den Alterungsprozess verlangsamen kann. Zum anderen dürften die Tiere ein PCNA-Gen mit einzigartigen Mutationen besitzen. Auch dieses ist daran beteiligt, Schäden am Erbgut zu reparieren.

Im nächsten Schritt wollen die Forscher nun Mäuse mit den speziellen Grönlandwal-Genen ausstatten und testen, ob sie durch diese Veränderungen länger gesund bleiben. Zudem wollen sie herausfinden, welchen Anteil das jeweilige Gen an der Lebenserwartung hat. Verlaufen die Tests mit den Mäusen erfolgreich, könnte auch geprüft werden, ob entsprechend veränderte menschliche Zellen widerstandsfähiger werden. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 7.1.2015)