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Juri Andruchowytsch bei der Leipziger Buchmesse im März 2014.

Foto: APA/EPA/PeterRuending

Kiew - Die rechtsradikale ukrainische Partei "Rechter Sektor" greift den auch international renommierten ukrainischen Schriftsteller Juri Andruchowytsch an: "Wir erachten Auftritte von Propagandisten des Kosmopolitismus und Separatismus als Form der Sabotage gegen unseren Staat", heißt es in einem am Samstag veröffentlichten Manifest, das "nationale Verantwortung der (ukrainischen, Anm.) Intelligenzija" einfordert.

Ausgangspunkt für die rechtsradikale Attacke gegen den Erfolgsautor, der in Österreich kürzlich die Eröffnungsrede zur Messe "Buch Wien" gehalten hatte, war eine Lesereise Andruchowytschs durch die Westukraine im Dezember 2014 gewesen. In Friedenszeiten, so schreibt der "Rechte Sektor", würde man die Auftritte dieses Verfassers "pornografischer Genital-Literatur" ignorieren, und auch in westlichen Staaten hielte sich der Schaden durch seine Texte in Grenzen: "In einer durch die laufende russisch-kommunistische Besetzung spirituell geschädigten Ukraine hatte und hat sie jedoch ausschließlich zerstörerische Konsequenzen."

Werke voller Propaganda für "sexueller Perversionen"

Konkret wirft die Partei dem Schriftsteller "Kosmopolitismus" vor, aber auch, dass er ein Moratorium für die Popularisierung "toter Helden" fordere – insbesondere in Bezug auf den umstrittenen Nationalistenführer Stepan Bandera (1909–1959). Er hätte zudem die führenden Autoren der ukrainischen Klassik auf widerwärtige Weise beleidigt, und er würde in seinen Werken "sexuelle Perversionen" von Erotomanie bis Homosexualität propagieren. Übel genommen wird Andruchowytsch aber auch, dass er bereits 2010 laut über eine mögliche Abspaltung von Krim und Donbass nachgedacht hatte.

Der "Rechte Sektor", der sich Ende 2013 auf dem Kiewer Maidan formiert hatte, war bei den Parlamentswahlen im vergangenen Oktober mit 1,8 Prozent der Stimmen deutlich unter der obligatorischen Fünf-Prozent-Hürde geblieben.

Miliz nicht dem Innen- oder Verteidigungsministerium untergeordnet

Gleichzeitig verfügt die Gruppierung seit Monaten über einen bewaffneten "Freiwilligenkorpus" im ostukrainischen Kriegsgebiet, dessen rechtliche Existenzgrundlage als äußerst fragwürdig gilt. Im Unterschied zu anderen Freiwilligenverbänden war diese Miliz bis zuletzt weder dem ukrainischen Innen- noch dem Verteidigungsministerium untergeordnet. (APA, 4.1.2014)