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Ein 100er-Tempolimit im Feinstaubgebiet. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen zur Luftverbesserung.

Foto: APA/Barbara Gindl

Wien - Die Feinstaubbelastung ist 2014 in Österreich neuerlich zurückgegangen - für den Verkehrsclub Österreich (VCÖ) ist dies allerdings noch keine wirklich positive Meldung: Denn obwohl die Wetterbedingungen generell sehr günstig für niedrige Feinstaubwerte waren, wurde bei elf Messstationen in Graz, Wien, Linz und Leibnitz der Jahresgrenzwert überschritten. Die höchste Feinstaubbelastung wurde neuerlich in Graz gemessen, berichtete VCÖ-Expertin Bettina Urbanek am Freitag.

Der höchsten Belastung war laut der vorläufigen Jahresbilanz die Grazer Bevölkerung ausgesetzt: So wurde an den Messstellen Graz Ost Petersgasse und Graz Don Bosco der Grenzwert an je 37 Tagen überschritten - im Jahr davor waren es noch 45 beziehungsweise 44 Tage gewesen.

Der Grenzwert liegt bei einem Tagesmittelwert von mehr als 50 Mikrogramm Feinstaub pro Quadratmeter Luft, der in Österreich nur an 25 Tagen überschritten werden darf. In Graz wurde damit aber auch der EU-Grenzwert von 35 Tagen überschritten.

Spitzenreiter in Wien war die Messstelle Stadlau mit 33 Tagen Grenzwertüberschreitung (2013 waren es nur 25 Tage gewesen). Weitere Überschreitungen gab es bei folgenden Messstellen: Leibnitz Lastenstraße: 32 Tage, Graz Süd Tiergartenweg: 30 Tage, Wien Kaiser-Ebersdorf: 30 Tage, Wien Laaer Berg: 28 Tage, Wien Taborstraße: 27 Tage, Linz Römerberg: 27 Tage, Wien-Floridsdorf: 27 Tage und Wien Wehlistraße/Südosttangente: 27 Tage.

Mildes, feuchtes Wetter

Dabei war das Wetter im Vergleich sehr feinstaubgnädig gewesen: Jänner und Februar etwa waren sehr mild, und es gab mehr Regen als Schnee. Die höchsten Feinstaubbelastungen gibt es allerdings an sehr kalten, trockenen Tagen - denn dann werden die Feinstaubpartikel nicht so gut gebunden wie in einer Luft mit höherer Luftfeuchtigkeit. Wobei an kalten Tagen auch noch das verstärkte Heizen als Feinstaubverursacher dazukommt. Auch an Nebeltagen ist die Luft recht feinstaubangereichert -, da kein Lüftchen die Partikel davonweht.

Grobkörniger Feinstaub PM10 (Partikel in Mikrogramm bis zu zehn Millionstel Meter Größe pro Kubikmeter) hat laut VCÖ drei Hauptverursacher: Verkehr, Industrie und Hausbrand (Heizungen). Im Verkehrsbereich seien die Abgase von Dieselfahrzeugen ohne Filter regelrechte Feinstaubschleudern. Und dieser Ausstoß enthält besonders viele gesundheitsschädliche Kleinstpartikel.

Fahrverbote

Daher sollten alte Lkws ohne Partikelfilter nicht mehr in Städte und in belastete Gebiete einfahren dürfen, fordert der VCÖ: Die in Teilen Österreichs bestehenden Fahrverbote für sehr alte Lkws (Euro 0 und Euro 1) sollten überdies auf alle Lkws ohne Partikelfilter ausgedehnt werden.

Weiters fordert der VCÖ einen verstärkten Ausbau des Messstellennetzes: Denn es gebe nur 30 Messstellen für die kleineren Partikel PM 2,5 und nur eine Messstelle für PM1 (in Illmitz). Diese Kleinstpartikel von weniger als 2,5 Mikrometern bergen jedoch enorme Gesundheitsgefahren: Sie können nicht nur in Lungen und in den Blutkreislauf eindringen - Studien warnen auch von einer Schädigung der Hirngefäße, der Intelligenz sowie von Gedächtnisdefiziten bei Kinder.

Über die Jahre hinweg gesehen ist die Entwicklung beim Feinstaub allerdings deutlich rückläufig: 2013 war der Wert noch bei 14 Messstellen zu hoch, im Jahr 2012 bei 20 Messstationen und im Jahr 2011 sogar bei insgesamt 76 Messstationen. (APA, frei, DER STANDARD, 3.1.2015)