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Verzweifelte Angehörige versuchen in der chinesischen Hafenstadt zu Verletzten in Krankenhäusern zu kommen, werden aber abgedrängt.

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Blumen und Gebete an der Unglücksstelle.

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Mindestens 36 Tote und 47 Verletzte: Das ist die grausame Bilanz einer Massenpanik bei einer Laser-Lightshow am Bund, der Promenade am Huangpu-Fluss in Schanghai. Ausgelöst wurde sie vermutlich, als aus einem Club gedrucktes Werbematerial mit dem Aussehen von 100-Dollar-Noten in die Menge geworfen wurde.

Die Stampede brach auf der weltberühmten Hafenmeile aus, als Hunderttausende das jährliche Spektakel zum Neujahrsfest vor Ort mitfeiern wollten, das diesmal ganz besonders groß geplant war. Die Lichtshow mit dem Titel "I love Shanghai", bei der alle alten Gebäude am Bund illuminiert wurden, begann um 23 Uhr im Countdown auf die Jahreswende. Sie stand unter dem Motto "Chinas Traum verwirklichen und Schanghais Vitalität zeigen".

Unter den Hunderttausenden lösten noch nicht restlos geklärte Ereignisse am Chen-Yi-Platz, der nach dem ersten Bürgermeister benannt ist, die Stampede um 23.35 Uhr aus.

Augenzeugen berichten, dass das Unglück seinen Lauf nahm, kurz nachdem Papiergeld oder Coupons vom dritten Stock eines Gebäudes in die Menge geworfen worden waren. Sie hätten wie Dollarnoten ausgesehen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Die dichtstehenden Menschen hätten überall danach gegrapscht, bevor es zur Panik kam.

Die Polizei kam zunächst nicht an die Opfer heran. Sie mühte sich, Gassen für Rettungswagen freizumachen und bildete eine Kette, um die Massen abzudrängen.Die meisten Opfer wurden ins Erste Volkshospital gebracht, wo es Rangeleien zwischen empörten Angehörigen und Polizisten gab, die im Krankenhaus für Ordnung sorgen mussten. Tote und Verletzte wurden sofort in die vier großen Krankenhäuser der Umgebung gebracht. Ein Arzt des Ruijin-Krankenhauses sprach von vielen Studenten unter den Verletzten, die in die Notstation eingeliefert wurden, meldete die offizielle Dongfeng-Webseite.

Countdown abgesagt

In den vergangenen Tagen hatten Schanghaier Zeitungen an die Bevölkerung appelliert, nicht in Massen zum Bund zu kommen. Das Lichterspektakel würde live im Fernsehen gezeigt. Die Stadtregierung hatte zuvor das traditionelle kollektive Auszählen der letzten zehn Sekunden vor 24 Uhr, den eigentlichen Höhepunkt des Festes, diesmal abgesagt, um den befürchteten Massenandrang aufzuhalten.

Wie viele Menschen dennoch unterwegs waren, enthüllten offizielle U-Bahn-Statistiken. Bis 22.40 Uhr hatten die Metrobahnen in der Silvesternacht mehr als 10,3 Millionen Passagiere transportiert, erstmals über der Zehn-Millionen-Marke seit dem massiven Ausbau der U-Bahnen zur Weltausstellung 2010, hieß es auf der offiziellen Webseite der Stadtregierung. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 2.1.2015)