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Bloß nicht ins eigene Land lassen: Nordkoreas Regime hat Angst vor "The Interview"-Raubkopien.

Foto: AP/Vogel

Für Nordkoreas Regime ist "The Interview" ein Alptraum: Der in der Staatspropaganda quasi zum Gott erhobene Führer Kim Jong-un wird in dem Hollywood-Streifen brachial veräppelt und schließlich umgebracht; auch sonst kommt Nordkoreas Führungselite nicht gut weg. Deswegen hat Nordkorea sogar offiziell eine Beschwerde bei den Vereinten Nationen eingelegt (Tatbestand: "Terrorismus"), US-Behörden glauben sogar, dass das international weitgehend isolierte Regime hinter der vernichtenden Attacke auf Filmkonzern und "The Interview"-Produzenten Sony Pictures steckt.

Film dringt nach Nordkorea vor

Am ersten Weihnachtstag hat Sony Pictures den Film sowohl in US-Kinos als auch im Netz offiziell veröffentlicht. Schnell waren zahlreiche illegale Downloads verfügbar, was wohl vor allem an der Länderbeschränkung durch Sony lag (der Film konnte nur mit US-Adresse geladen werden). Mittlerweile soll der Film bis nach Nordkorea selbst vorgedrungen sein. Deswegen hat das Ministerium für Staatssicherheit nun eine Taskforce gegründet, die sich ausschließlich um die Sicherstellung und Vernichtung von "The Interview"-Raubkopien kümmern soll.

Operation gegen Schmuggler

Laut der südkoreanischen Zeitung "Chosun", die gewöhnlich gut über Vorgänge im nördlichen Nachbarland informiert ist, wurde ein Dreisterne-General mit der Leitung der Arbeitsgruppe beauftragt. Sicherheitsbehörden führten laut Chosun momentan eine Aktion scharf gegen Schmugglerbanden vor, die an der Grenze zwischen Nordkorea und China operieren.

Bloßstellung

In den vergangenen Monaten hatte das Regime hier eine etwas durchlässigere Grenze zugelassen, wodurch ältere Hollywood-Produktionen ins Land drangen. Bei "The Interview" darf das nach Ansicht der nordkoreanischen Führungsspitze nicht passieren. Man befürchtet, dass der Film die Propaganda des Regimes bloßstellt und der Bevölkerung zeigt, wie sich die USA über den in eigenen Worten "angsteinflößenden" Führer Kim Jong-un lustig machen.

China mag "The Interview"

Im Nachbarland China, das offiziell mit Nordkorea verbündet ist, wird "The Interview" offenbar gern gesehen: Mehr als 500.000 Mal soll der Film bereits heruntergeladen worden sein, er hatte also potenziell Millionen chinesische Zuseher. Auf der Filmbewertungsseite Douban hält er momentan bei einem Rating von 8.0, mehr als zehntausende Kommentare wurden laut New York Times bereits abgegeben. Aber auch in China ist das nordkoreanische Regime nicht unbedingt beliebt – Kim Jong-Un wird im Netz meist "der fette dritte Kim" genannt. (fsc, derStandard.at, 30.12.2014)