Diese künstlerische Darstellung von möglichen Supergeysiren auf dem Jupitermond Europa könnte sich nun als Illusion erweisen.

Illustration: NASA/ESA/K. Retherford/SWRI

Pasadena/Wien – Anfang Dezember 2013 war es noch eine Sensationsmeldung: Aufnahmen des Weltraumteleskops "Hubble" schienen darauf hinzudeuten, dass es in der Atmosphäre des Jupitermonds Europa Wasserdampf gibt. Das machte den Himmelskörper, der etwa so groß ist wie "unser" Mond, im Handumdrehen zu einem heißen Ziel für die künftige Suche nach außerirdischem Leben im Sonnensystem - auch wenn es auf Europa eisig kalt ist.

Bekannt war bereits, dass es unter der kilometerdicken Eiskruste des Mondes einen verborgenen Wasserozean geben muss. Doch die Sichtung von Wasserdampf ließ darauf schließen, dass auf der Oberfläche von Europa bis zu 200 Kilometer hohe Geysire existieren könnten, was die Sache gleich noch sehr viel spannender machte.

Diese Hoffnung scheint nun allerdings etwas getrübt - oder hat sich womöglich überhaupt in ein Mysterium verwandelt. Wie US-Forscher um Donald Shemansky im Fachmagazin "Astrophysical Journal" berichten, zeigen nämlich neu analysierte Daten aus dem Jahr 2001, dass die Atmosphäre von Europa sehr viel dünner ist als bislang gedacht - und dass es zumindest damals keine Hinweise auf gewaltige Wasserfontänen aus dem Eis gab.

Die Astronomen hatten Informationen ausgewertet, die vor 13 Jahren beim Vorbeiflug der Sonde "Cassini" am Jupitersystem erhoben worden waren. Die Berechnungen ergaben, dass der Großteil des heißen und angeregten Gases, das Europa umgibt, nicht vom Jupitermond selbst, sondern von Vulkanen auf dem nahe gelegenen Nachbarmond Io stammen dürfte.

Geringe Wahrscheinlichkeit für Supergeysire

"Unsere Analyse zeigt, dass Forscher bislang die Dichte der Europa-Atmosphäre ziemlich überbewertet haben", schreiben Shemansky und Kollegen. Aus diesem Umstand leiten die Forscher auch ab, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Supergeysire Wasserdampf in diese Atmosphäre speien, sehr gering sei.

Eine alternative Erklärung für das "Verschwinden" der gigantischen Wasserfontänen könnte allerdings auch sein, dass diese Geysire nur zu bestimmten Zeiten auftreten. Für Shemansky ist nur eines klar: "Jetzt ist die Sache ein richtiges Rätsel geworden." (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 30.12.2014)