Moskau - Weil sie angeblich Anweisungen der Polizei missachtet hat, drohen der Chefredakteurin der oppositionellen russischen Wochenzeitung "The New Times" bis zu 15 Tage Haft. Die Journalistin Jewgenija Albats schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, am Dienstag sei in ihrem Fall ein Gerichtstermin anberaumt. Dabei habe sie "nichts getan". Albats war nach eigenen Angaben am Samstag auf einer viel befahrenen Straße in Moskau von Verkehrspolizisten angehalten worden, die sie um ihren Ausweis baten. Obwohl sie ihre Papiere gezeigt habe, werde ihr nun vorgeworfen, die Anweisung nicht befolgt zu haben. "Ich habe gegen kein einziges Gesetz verstoßen", sagte Albats dem Radiosender Moskauer Echo, wo sie eine Sendung hat.
Politisch motiviert
Sie deutete an, dass der Fall politisch motiviert sein könnte, wollte sich aber nicht näher dazu äußern. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP wollte sich die Journalistin am Sonntag nicht zu dem Fall äußern. Ein Sprecher der Moskauer Polizei bestätigte, dass gegen Albats wegen einer Ordnungswidrigkeit ermittelt werde. Einzelheiten wollte er aber nicht nennen. Wer sich Anweisungen von Polizisten oder anderen Behördenvertretern widersetzt, muss in Russland mit einer Geldstrafe oder bis zu 15 Tagen Haft rechnen.
2013 gab der Kremlkritiker Michail Chodorkowski Jewgenija Albats das erste Interview nach seiner Entlassung aus der Lagerhaft in Russland. Die Journalistin postete das Foto nach dem Gespräch via Twitter. Chodorkowski schrieb drei Jahre lang aus dem Straflager in Segescha als Kolumnist für das Blatt. (red, APA, 28.12.2014)