Nicht nur in der kroatischen Adria, auch in der montenegrinischen soll gebohrt werden. Und auch die Albaner setzen auf Erdöl- und Erdgasförderung. Die jüngst sehr aktiven Öl- und Gaserkundungen im Mittelmeer sind nicht nur wichtig, weil die Regierungen in Südosteuropa hoffen, mit Energieinvestitionen aus dem Wirtschaftstief zu klettern. Die Bieterverfahren haben angesichts der Ukraine-Krise auch eine geopolitische Dimension. Interessant ist, dass man im Fall von Kroatien bisher etwa nichts von einem potenziellen Investor aus Russland, dem Nahen Osten oder Asien gehört hat.

Der EU ist es ein Anliegen, dass die Südosteuropäer in der Energieproduktion und -verteilung kooperieren und keine Hindernisse aufbauen. Im Oktober fand ein Öl- und Gasgipfel der Adriastaaten in Athen statt. Tatsächlich könnten nicht nur Erdöl- und Erdgasförderungen, sondern auch Sonnenergie oder Biomasseanlagen auf dem Balkan für die Energieversorgung im Rest Europas interessant sein.

Deshalb versucht man zu kalmieren, obwohl wegen der Konzessionsvergabe ein alter Grenzstreit zwischen Kroatien und Montenegro reaktiviert wurde. Es geht um die Insel Prevlaka und das Meeresgebiet herum. Beide Staaten beschuldigen sich, ungeklärte Territorien in ihre Ausschreibung inkludiert zu haben. Man will den Grenzstreit aber vor dem Internationalen Gericht in Den Haag klären. Ein Ölstreit würde auch Investoren abschrecken. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 27./28.12.2014)