Washington - Die US-Wirtschaft wächst so schnell wie seit elf Jahren nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Juli bis September mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 5,0 Prozent zu. Das Handelsministerium korrigierte den Wert am Dienstag bereits das zweite Mal nach oben: Die erste Schätzung hatte zunächst bei 3,5 Prozent gelegen, die zweite bei 3,9 Prozent.

Notwendig wurde die Korrektur, weil die Verbraucher mehr konsumierten und die Unternehmen stärker investierten. Allerdings legen die jüngsten Konjunkturdaten nahe, dass die weltgrößte Volkswirtschaft im zu Ende gehenden vierten Quartal etwas Schwung verliert.

So schrumpften die Aufträge der US-Industrie im November überraschend, nachdem sie im Vormonat auch nur leicht gestiegen waren. "Das ist eine klar negative Überraschung", sagte NordLB-Ökonom Bernd Krampen. "Für das laufende Quartal muss man unseres Erachtens davon ausgehen, dass die Dynamik nicht ganz gehalten werden kann."

Kauflaune wie seit acht Jahren nicht mehr

Rückgrat der Wirtschaft bleibt angesichts sinkender Benzinpreise und hoher Beschäftigung der private Konsum. Die Kauflaune der US-Amerikaner ist derzeit so gut wie seit fast acht Jahren nicht mehr, fanden Thomson Reuters und die Universität von Michigan bei einer Umfrage heraus. "Die Verbraucher beurteilen die langfristigen Aussichten für die heimische Wirtschaft so gut wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr", sagte Umfragechef Richard Curtin.

Mit dem Aufschwung rückt eine Zinserhöhung durch die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) näher - zumal die Beschäftigung steigt und der Ölpreisrückgang Unternehmen wie Verbraucher entlastet. Die Fed hält den Leitzins seit Ende 2008 - als Reaktion auf die Finanzkrise - auf dem Rekordtief von null bis 0,25 Prozent. An den Märkten wird bisher frühestens Mitte 2015 mit einer Erhöhung gerechnet.

Bereits im November steigerten die Verbraucher ihre Ausgaben mit 0,6 Prozent unerwartet stark. Auch die Einkommen legten zu. Dagegen sparen US-Amerikaner weniger: Der Anteil am verfügbaren Einkommen, der beiseitegelegt wird, ist auf den niedrigsten Wert seit knapp einem Jahr gefallen.

Auch im dritten Quartal haben die Verbraucher deutlich mehr konsumiert als zunächst gedacht. Ihre Ausgaben legten um 3,2 Prozent zu, nachdem zunächst von 2,2 Prozent die Rede war. Zudem investierten die Unternehmen wesentlich mehr. Hier gab es ein Plus von 8,9 (bisher: 7,1) Prozent. (APA, 23.12.2014)