Es ist besser als im Film. Der Hack bei Sony Entertainment hat den deutlich spannenderen Plot als der von Sony produzierte, dümmliche Nordkorea-Streifen "The Interview". Und vor allem: Dahinter tun sich äußerst wichtige geopolitische Fragen aus einer neuen Dimension der Konflikte zwischen Staaten auf: dem Cyberspace.

Erstens: Das FBI behauptet, dass Pjöngjang hinter dem Hack stehe. Ein stichhaltiger datenforensischer Beweis dafür liegt allerdings nicht vor - und ist auch schwer zu erstellen. Es ist unwahrscheinlich, dass Nordkorea nicht hinter der Attacke steht, aber eben nicht unmöglich. Auf der Basis dieser schwierigen "Attribution" ist es - zumindest rechtlich - riskant, diesen Konflikt weiter zu eskalieren.

Zweitens: Abschreckung wirkt im Cyberspace nicht. Die USA haben Cybersicherheitsstrategien, in denen substanzielle Cyberangriffe als Kriegsgrund (mit virtuellen und kinetischen Gegenschlägen) qualifiziert werden. Das hat in diesem Fall nicht gewirkt, weil Pjöngjang selber starke offensive Cyberkapazitäten hat, aber im Gegensatz dazu durch minimale eigene Vernetzung kaum verletzbar ist.

Drittens: Die USA brauchen für wirksame Gegenaktionen gegen Kim Jong-uns Regime Verbündete: die Chinesen, die ihm den Zugang zu Datennetzen kappen; die Russen, die ihm das Geld abdrehen. Mit beiden liegt Washington im Clinch. Mit China auch deswegen, weil es ein Cybergegner ganz anderen Kalibers ist als Nordkorea. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 22.12.2014)