Nina Proll flitzt auf dem Motorrad durchs Grün, Karl Fischer quasselt bei der Streife ohne Punkt und Beistrich Filmzitate, dazu tingeltangelt elektrisierende Surfmusik: Wem da nicht Quentin Tarantino in den Sinn kommt, ist selbst schuld. Die Idee, das zweifellos schräge Moment des Landlebens in die gestalterischen Vorgaben von "Pulp Fiction" und "Kill Bill" einzufassen, machte aus dem ersten "Landkrimi" des ORF ein prickelndes TV-Ereignis.
Nach dem Buch und unter der Regie des im April dieses Jahres verstorbenen Michael Glawogger wurden die Zutaten zur gängigen Mordgeschichte vermengt, neu gemischt, und schließlich purzelte da etwas auseinander, was in sich doch wieder ein stimmiges Gesamtbild ergab. Geschlechterrollen wurden umgekrempelt, Mord und Totschlag buchstäblich in Einzelteile zerlegt, dazwischen gab es Besuche im Landpuff samt Karaokesingen und sogar eine Motorradverfolgungsjagd im Schneckentempo. Geborgtes wurde formschön wieder verwertet: "Geht ned, gibt's ned", wusste schon Adolf Kottan.
Das ist nicht selbstverständlich, wie man aus früheren "Tatort" -Folgen weiß. Dass der Film trotzdem eine Liebeserklärung an Glawoggers Wahlheimat Pitten wurde, belegt die Unwiderstehlichkeit des Unbegradigten.
Wegen seiner schauspielerischen Leistung hervorzuheben ist Karl Fischer, der den Ermittler mit rührender Aufrichtigkeit und kräftiger Singstimme spielt. In den Figuren steckt viel von Glawogger, der von sich damit ein Bild im Bild machte. Tarantino würde das gefallen. (Doris Priesching, DER STANDARD, 20.12.2014)