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Hauptgrund für die private Insolvenz sind in erster Linie Selbstüberschätzung und Konsumverhalten.

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Wien - Im heurigen Jahr schlitterten 5.420 Firmen in die Zahlungsunfähigkeit, über 3.267 wurden Insolvenzverfahren eröffnet, dem Rest blieb dies aufgrund mangelnder Masse verwehrt. Damit sind die Zahlen gegenüber 2013 nahezu stabil geblieben. Über Privatpersonen und ehemalige Selbstständige wurden 8.451 Konkurse eröffnet, ein Rückgang von über sechs Prozent im Jahresvergleich.

KSV1870-Experte Hans-Georg Kantner führt die positive Entwicklung bei den Privatpleiten unter anderem auf zurückhaltendere Kreditvergabe durch Banken zurück. Demnach habe sich die Zahl der vergebenen Kredite innerhalb von sechs Jahren um 5,5 Prozent reduziert. Der Weg zurück aus der Schuldenfalle ist besonders für gescheiterte Unternehmer hart: Sie haben im Schnitt über 300.000 Euro Schulden. Bei den "echten" Privaten sind es immerhin noch 56.000 Euro.

Hauptgrund für die private Insolvenz sind in erster Linie Selbstüberschätzung und Konsumverhalten, knapp danach folgen aber schon Einkommensreduktionen, etwa durch Arbeitslosigkeit, sowie Lasten aus dem Familienbereich (Haftungen, Unterhalt, Pflege).

Bei den Firmenpleiten sollen heuer um 3,4 Mrd. Euro weniger an Außenständen anfallen als noch im Jahr zuvor. "Auch ca. 10.000 weniger von einer Insolvenz betroffene Arbeitsplätze stellen eine gewaltige Entlastung dar", so Kantner heute, Donnerstag.

Keine Entwarnung

Trotz stabiler Zahlen bei den Firmenpleiten will Kantner keine Entwarnung geben: Sobald die Zinsen steigen, werden hochverschuldete Unternehmen richtige Probleme bekommen", warnte er am Donnerstag vor Journalisten. Dabei leide Österreich ohnehin an einem Gründermangel, Tendenz negativ. "Die Gründerphase hat sich in den letzten Jahren abgeflacht", so Kantner.

Jedenfalls sei in anderen Ländern die Wirtschaft weit mehr entfesselt. So hätten die nordeuropäischen Länder eine fast doppel so hohe Gründerrate, wobei eine Firmengründung gut überlegt sein will: 30 Prozent aller Privatinsolvenzen sind auf eine gescheiterte Selbstständigkeit zurückzuführen. Deren durchschnittliche Überschuldung liegt bei 300.000 Euro, also dem Vielfachen eines durchschnittlichen Jahres-Nettogehaltes.

"Die langjährige Beobachtung zeigt, dass 40 bis 50 Prozent der Insolvenzfälle auf Unternehmen entfallen, die nicht älter als fünf Jahre sind", gibt Kantner zu bedenken.

Dann können die Schuldner nur hoffen, dass noch ein wenig Verwertbares da ist, um zumindest einen Privatkonkurs versuchen zu können. Diese Möglichkeit gibt es nunmehr seit 19 Jahren, mehr als 100.000 Fälle wurden seitdem behandelt - und die Hälfte davon positiv abgeschlossen. Der Rest ist noch am Laufen, oder die Schuldner konnten die sieben harten Jahre der Schuldentilgung nicht durchstehen. Heuer hatten rund 80 Privatpersonen eine Überschuldung von mehr als einer Million Euro. (APA/red, 18.12.2014)