Silk Rhodes (Stone Throw)

cover: stone throw

Der Begriff Bedroom-Soul stammt aus den 1970er-Jahren und beschrieb damals das Zielgebiet für den Einsatz dieser Musik. Übersetzt wurde der Begriff burschikos als Büchsenöffner, wovon wir uns mit dem Ausdruck blanken feministischen Entsetzens distanzieren. Ungeachtet dieser Verwerflichkeit unterstrich dieser Terminus die akustischen Anbahnungs- und Vollzugsqualitäten dieser Musik. Als ihr König galt Barry White mit seinen Schlafzimmerhymnen. Musik mit Höhepunktgarantie, gefühlsecht sowieso.

Nachdem früher alles besser war, ist Bedroom-Soul heute eine Bezeichnung für Musik, die im Heimstudio zwischen Kopfpolster, Pizzakartons und MP3-Regal aufgenommen wird. Ein bisserl ungewaschen, nicht ausreichend deodoriert, wo ist die Zahnbürste?

Hier betritt Silk Rhodes den Album-der-Woche-Catwalk. Besser gesagt, er schlurft darauf herum. Silk Rhodes ist ein US-Duo, das gleich einmal zu müde war, um sich für sein Debütalbum einen Titel auszudenken. Wohl alle Buchstaben für die Texte aufgebraucht, was?

Stehend flachgelegt O Das schlappe Duo produziert in illuminierten Momenten gut eingelegten Midtempo-Soul mit Kastratengesang - Pardon, Falsettgesang - auf vibrierenden Orgelteppichen, der mit Beats unterlegt ist, wie sie im Hip-Hop-Kindergarten für den Osterhasen gebaut werden. Dann und wann verlieren Silk Rhodes sich ein wenig ins Housefach, minimalisieren ein bisserl geistfrei, bevor sie sich wieder in einem dieser stehend flachgelegten Zeitlupensongs wie Personal Use wiederfinden.

Der Spiegel jubiliert online, Pitchfork Media rechnet sich dafür eine 7.5-Wertung aus, bei uns schaffen es Silk Rhodes in der ausgestorbenen Vorweihnachtswoche in diese Spalte. Dabei ist dieses Album nicht viel mehr als eine EP. Drei, vier gute Stücke, der Rest sind Etüden, wie man feinsinnig zur akustischen Makulatur sagt. Aber: Immerhin erinnert einen das Album an Money Mark. Der Keyboarder der Beastie Boys muss als "Godfather" dieses Unterfangens angegeben werden. Gleichzeitig die Empfehlung, sich lieber dessen Album Marks Keyboard Repair anzuhören. Das fährt wirklich. (flu, Rondo, DER STANDARD, 19.12.2014)