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Mehr Regionales will der ORF ins Programm rücken.

Foto: Reuters/Bader

Wien - Die obersten Organe des ORF widmen sich Mittwochnachmittag den kleinen Ausgaben des ORF: Zwei Landesdirektoren referieren den Stiftungsräten im Programmausschuss über das Tun und die Erfolge der Landesstudios. Zentrales Thema dabei: mehr tägliche Information aus den Bundesländern im überregionalen Programm des ORF. Das kann der Quote nützen, dem Informationsstand des werten Publikums über ihre nähere Umgebung - und womöglich auch dem Management bei der nächsten Generalswahl, spätestens 2016.

Millionenpublikum

1,16 Millionen am Montag voriger Woche, 1,1 Millionen am Dienstag, am Freitag 1,02 Millionen: Die neun "Bundesland heute"-Sendungen um 19 Uhr stehen fast ausnahmslos Tag für Tag ganz oben in den Quotenranglisten des ORF. Auch wenn die guten 20 Minuten zur besten Sendezeit unter der Millionenmarke bleiben wie vorigen Sonntag und Montag.

Ländliches für das "ZiB 2"-Publikum

Was das Publikum von der regionalen Berichterstattung des ORF insgesamt hält, lässt praktischerweise der Publikumsrat in der nächsten seiner jährlichen Umfragen erheben. Das beschloss das zweite, mit weit weniger Kompetenzen ausgestattete Aufsichtsgremium erst vorige Woche. Für eine zentrale Erkenntnis braucht es die Umfrage nicht mehr: Weniger als 20 Prozent des Publikums der "ZiB 2" hat auch "Bundesland heute" gesehen.

"Ö-Flash"

Mit diesem Wert wird ORF-intern erklärt, wo dieses Mehr an Länder-Information am wahrscheinlichsten zu liegen kommt: Vier bis fünf Minuten aus dem jeweiligen Landesstudio vor der "ZiB 2" um 22 Uhr. Mehr als 80 Prozent des Publikums von Armin Wolf und Lou Lorenz-Dittlbacher hat "Bundesland heute" nicht gesehen, wird argumentiert, warum davor werktäglich ein "Ö-Flash" (Arbeitstitel) stattfinden soll. Man kann natürlich auch darüber nachdenken, ob das daran liegt, dass die "ZiB 2"-Seher um 19 Uhr noch nicht daheim sind, oder ob sie sich nicht so brennend für regionale News interessieren. Im ORF und in seinem Stiftungsrat geht man offenkundig eher von Punkt 1 aus - oder sieht dort womöglich Missionierungsbedarf.

Finanzdirektor Richard Grasl wünschte sich mehr Länder-Info schon im STANDARD-Interview im Sommer. Er berichtete damals von einer Arbeitsgruppe der Bundesländer, die Vorschläge für Sendezeit und Umfang erarbeiten soll. "Bundesland heute" um eine halbe oder Viertelstunde nach vorne zu verlängern und um 18.30 oder 18.45 beginnen zu lassen, bezeichnete ORF-Chef Alexander Wrabetz im Sommer-Interview als "finanziell derzeit nicht realisierbar". Einzelne Stiftungsräte wünschten sich das auch noch in der jüngsten Sitzung im November. Auch da war die wahrscheinlichste Variante "Ö-Flash" Thema.

Der Wahlfaktor

Mehr Regionales folgt auch einer altbekannten politischen Logik im ORF: Neun der 35 Stiftungsräte (auf http://kundendienst.orf.at fehlt derzeit übrigens einer in der Liste) vertreten jeweils ein Bundesland. Für die Landeshauptleute ist "Bundesland heute" des jeweiligen die wichtigste mediale Präsentationsfläche. Wer als ORF-Generalskandidat den passenden ORF-Landesdirektor avisiert, konnte schon so manchen Länder-Stiftungsrat gewinnen, bisweilen auch gegen die jeweilige Parteilinie.

Wohl auch einer der Gründe, warum Alexander Wrabetz seit einigen Monaten wieder laut über einen eigenen neuen TV-Kanal des ORF für Österreich-Inhalte nachdenkt.

Einen der zwei Landesdirektoren, die Mittwoch im Programmausschuss referieren, soll die nächste Generalswahl, turnurmäßig 2016, besonders interessieren: Karlheinz Papst aus dem Burgenland wird häufig als roter Kandidat für höhere Ränge im ORF-Zentrum gehandelt, etwa als Infodirektor, bisweilen auch als General. Papst ist derzeit turnusmäßig Sprecher der Landesstudios. Mit ihm kommt Mittwoch der bürgerliche Kurt Rammerstorfer, ORF Oberösterreich, in den Ausschuss, um über das Regionale im ORF zu berichten.

"Wertvolles Asset"

Franz Medwenitsch, bürgerlicher Stiftungsrat und Vorsitzender des Programmausschusses, bestätigt auf Anfrage die Themenwahl für den Mittwoch-Termin - nach Fernsehen, Radio, Online widme sich der Ausschuss nun dem Regionalen im ORF.

Und Medwenitsch lässt grundsätzlich einige Sympathie für mehr aus den Bundesländern erkennen: "Mit dem Netzwerk der Landesstudios hat der ORF eine Alleinstellung am elektronischen Medienmarkt in Österreich. Das Publikum schätzt auch die regionalen Programme, die regelmäßig Spitzenreichweiten in Radio und TV erreichen. Ein wertvolles Asset, das der ORF jedenfalls erhalten muss oder auch weiter ausbauen könnte."

Das Programmschema 2015 hat der Stiftungsrat im November noch ohne "Ö-Flash" beschlossen. (fid, derStandard.at, 17.12.2014)