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Mit gehissten Segeln auf zu neuen Bereichen: Rothschild bietet nun Vermögensverwaltung und Großkundengeschäft aus einer Hand an.

Foto: EPA / Peter Foley

Wien - Wer Kunde einer Privatbank wird, hat meist ein größeres Sümmchen Geld, für das die Bank künftig sorgen soll. Der Werterhalt dieses Vermögens steht seit der Finanzkrise - und dem daraus hervorgegangenen Niedrigzinsumfeld - für viele Kunden derzeit im Mittelpunkt. Freilich ist ein Wertzuwachs immer gerne gesehen.

Wenn der Kunde aber beispielsweise Unternehmer ist und sowohl für das Unternehmenskapital als auch für seine - etwa durch einen Verkauf von Anteilen - frei gewordenen liquiden Mittel einen Ansprechpartner sucht, "dann wird der Markt relativ eng", sagt Christoph Ladanyi, Partner der Edmond de Rothschild Private Merchant Banking LLP. Mit dem Bereich Private Merchant Banking wurde ein ganzheitliches Finanzkonzept für diese Zielgruppe umgesetzt. Kapitalerhöhungen für das Unternehmen zu organisieren zählt genauso zu den Aufgaben dieses Bereichs wie auch die Suche nach stillen Teilhabern oder eben auch die Verwaltung und Veranlagung von privatem Vermögen. "Wir sind wie der finanzielle Hausarzt, der sich um die gesamte Kapitalsituation kümmert", fasst Ladanyi zusammen.

Ausgangspunkt London

Seit drei Jahren ist Rothschild mit diesem Ansatz am Markt vertreten. Etabliert hat man dieses Angebot zuerst am wichtigen Finanzplatz London. Auch in Frankfurt ist der Ansatz nun etabliert, von dort aus werden auch österreichische Kunden betreut. Zahlen über Kunden wollte Ladanyi im Gespräch mit dem Standard nicht nennen. Man sei mit dem Private Merchant Banking aber "in höchstem Maße zufrieden". Die nachhaltige Beratung werde von den Kunden sehr geschätzt.

Warum nicht auch andere Privatbanken oder Investmentbanken die beiden Bereiche Vermögensverwaltung und unternehmerisches Geschäft verbinden? "Weil es das Trennbankensystem und die Chinese Walls in den großen Häusern verhindern", sagt Ladanyi. Investmentbanken seien von Natur aus an Deals wie Börsengängen oder Verkäufen interessiert. In den großen Häusern gebe es zwar auch die Kompetenz für die Vermögensverwaltung, das müssten aber meist Teams in anderen Abteilungen übernehmen. Der Kunde müsste also im jeweiligen Haus weitergereicht werden, was viele Kunden einfach nicht wollten. Mit der gesamtheitlichen Beratung könne man hier punkten.

Raum für Sonderthemen

Bei der Veranlagung versucht man bei Rothschild genügend Raum für Sonderthemen oder individuelle Strategien einzuplanen. Zur Diversifizierung des Portfolios werde oft auf Hedgefonds oder Private Equity zurückgegriffen. Der Bereich Private Equity wird über drei Themenbereiche abgedeckt: über klassische Fonds, Nischen (wie etwa Investments in die afrikanische Infrastruktur) oder über Sonderthemen, wie etwa Direktbeteiligungen. Diese seien gerade in Zeiten, in denen sich klassische Banken als Kreditgeber zurückhielten, immer stärker nachgefragt. "Viele Unternehmer wollen auch keinen Fondsmanager, der zwischengeschaltet ist", sagt Ladanyi.

Auch auf der Geldgeber-Seite würden sich direkte Beteiligungen gut entwickeln. Damit könne einerseits der Geldbedarf in einem Unternehmen gedeckt werden, andererseits investierten die Geber nicht in ein unbekanntes Portfolio.

Erfahrungsfusion

Entwickelt habe sich das Private Merchant Banking aus der Vielzahl der Erfahrungen der Partner im Hause Rothschild. Damit habe sich die Neuordnung der im Markt vorhandenen Dienstleistungen ergeben. "Wir haben die Wertschöpfungskette vorn und hinten erweitert", sagt Ladanyi. Mittlerweile würden einige wenige Banken diesen Ansatz ebenfalls verfolgen - der Markt sei in diesem Segment dennoch unterversorgt.

Von den vielen neuen Regulierungsvorschriften, die seit der Finanzkrise auf die Bankbranche zugekommen sind, blieben auch die Privatbanken nicht verschont. Vor allem im Kreditbereich seien Privatbanken laut Ladanyi betroffen, weil diese Banken auch einmal "exotischere Projekte" finanziert hätten. Der Spielraum sei in diesem Bereich nun eingeschränkt.

Auch von den Auflagen für die Erstellung eines Kundenaktes seien Privatbanken betroffen. Neben der Identitätsaufstellung müsse die Bank auch klären, woher die finanziellen Mitteln stammen und ob der Kunde überhaupt für die spezielle Veranlagung seiner Gelder oder für eine bestimmte Portfoliostruktur geeignet ist. Auch die Kunden stöhnten unter diesen Auflagen, sagt Ladanyi. Denn diese Prozedere kosteten Zeit, und damit versäumten Kunden mitunter auch einmal ein Zeitfenster für einen guten Einstieg in den Markt.

"Das Pendel für die Regulierung hat zu weit ausgeschlagen", sagt Ladanyi. Leitplanken zu schaffen sei schon in Ordnung gewesen. Dass der Aufseher nun aber auf dem Beifahrersitz sitze, sei übertrieben. Die Branche habe nun die Hoffnung, dass sich das Pendel an der Realität wieder einpendelt. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 12.12.2014)