"Da war ich sieben Jahre in Psychotherapie und habe all die Zeit das Thema Geld fast völlig ausgeklammert", jammert Helga B. Der Effekt: Während es mit dem Privatleben zusehends bergauf ging, schien es so, als habe sie in monetären und beruflichen Belangen einfach kein Glück. Aber auch wer keine besonders schwierige Kindheit zu verdauen hat, wird häufig unbewusst von Glaubenssätzen gesteuert, die dem Geld-Erfolg diametral entgegenstehen. Die zahlreichen Redewendungen rund um "pecunia" sprechen Bände: "Über Geld spricht man nicht (man hat es)", "Mühsam nährt sich das Eichhörnchen", "Geld allein macht nicht glücklich", "Geld verdirbt den Charakter" und so weiter.

Bild nicht mehr verfügbar.

Das Auskommen mit dem Einkommen kann gelernt werden. Mit eigenen Coaches entsteht ein neues Berufsfeld.
Foto: Foto: APA / Caroline Seidel, Montage: Otto Beigelbeck

"Es reicht einfach nie"

Wer diese Sätze von klein auf gehört hat, dem sind sie mitunter in Fleisch und Blut übergegangen. Schlimmer sind aber jene Überzeugungen, die – oft über Generationen weitergereicht – auf der persönlichen Ebene wirken und damit auch auf Geldleben und Karriere, wie etwa "Es reicht einfach nie", "Frauen werden immer weniger verdienen", "Wir werden nie dazugehören", "Ich bin nicht gut genug". Das ist mitunter wie eine Spur, in der man hängenbleibt und aus der man kaum allein wieder rausfindet.

Kein Wunder also, dass es für diesen Bereich immer mehr eigene Trainer und Coaches zu geben scheint. Zumal die Finanz- und Wirtschaftskrise in Europa immer noch nicht ausgestanden ist und die Arbeitslosenzahlen ungeniert weitersteigen; das macht Angst. In den USA scheint daraus ein neuer Trend entstanden zu sein. Es gibt zahlreiche neue Publikationen zum Thema "Glaubenssätze und Geld", zum Beispiel Prosperity Consciousness von Chutisa Bowman, Love Yourself to Financial Abundance von Tom Marcoux oder Conscious Money von Patricia Aburdene. Mehr und mehr "money coaches" (z. B. Kendall SummerHawk oder Andrea Carter) bieten ihre Beratungsleistungen an, wobei Frauen eine bevorzugte Zielgruppe sind.

Coach fürs Geld

Auch hierzulande haben einige Berater und Coaches das Thema entdeckt. "Für Männer ist Geldverdienen und Geld haben oft viel selbstverständlicher. Für viele Frauen ist Geld gefühlsmäßig etwas Schmutziges, sie wollen nicht viel damit zu tun haben oder haben verinnerlicht, dass Geld mit sozialer und spiritueller Ausrichtung nicht zusammenpasst", sagt die Linzer Trainerin und Soziologin Eva Gütlinger.

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Lohn für die Mühe ist, am Ende mehr Geld im Börserl zu haben.
Foto: APA / Caroline Seidel, Montage: Otto Beigelbeck

Sie bietet seit einiger Zeit E-Mail-Workshops über ihre Homepage www.sterntalerin.net an. Die moderne Abwandlung des Märchens soll einen Zugang zu Fülle, Wohlbefinden und natürlich auch Geld ermöglichen. "Einerseits wird mit den harten Fakten und Tatsachen wie Haushaltsrechnung und Kostenkalkulation der eigenen Arbeit gearbeitet, andererseits mit den inneren Haltungen und familiären Geld-Mustern, mit persönlichen Visionen und auch anderen Formen von Fülle, also mit inneren Reichtümern", sagt Gütlinger.

Mehr Geld als vorher

Wenn die dahinter liegenden Themen bearbeitet seien, werde der Umgang mit dem Geld auch leichter. "Plötzlich haben Teilnehmende mehr Geld als vorher, obwohl sich an den äußeren Umständen nichts geändert hat." Das liege daran, dass Geld nicht mehr als Ersatz für andere Bedürfnisse genutzt oder es sinnvoller eingesetzt werde. Natürlich gebe es auch Teilnehmende, die endlich ihr Honorar hinaufsetzen oder mehr Selbstbewusstsein erlangen.

"Geld ist untrennbar mit Emotion verknüpft, meist mit negativer", sagt auch Barbara Jascht, Persönlichkeitstrainerin und Managementcoach. "Mir ist vor allem der ethische Zugang zu Geld und Reichtum wichtig. Erfolgreich wird man aufgrund vollkommen anderer Gründe, als wir es annehmen – Stichwort 'karmisches Management'."

Interessant ist, dass auch die ASB Schuldnerberatungen gemeinnützige GmbH seit rund einem Jahr eine eigene "Budgetberatung" anbietet. "Nie zuvor in der Geschichte lastete ein derart heftiger Konsumdruck auf der Gesellschaft, die Kreditkarten machen es nicht besser. Schon Kinder und Jugendliche werden auf 'Kaufen, was das Zeug hält' gedrillt", sieht Jascht die Ursache darin, warum Menschen diese Art Dienstleistung auf einmal benötigen. Viele Privatkonkurse entstünden aus diesem "getriggerten Shoppingwahn". "Geldmanagement sollte in jeder Schule gelehrt werden, da es zu den Grundvoraussetzungen eines gelungenen Lebens zählt, mit Geld gut umgehen zu können", fasst Jascht zusammen. (Linda Kappel, DER STANDARD, aus dem Portfolio 2014)