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Der Grazer Frauenrat wurde abmontiert.

Foto: apa/techt

Graz - "Wir mussten aus unserer Ohnmacht herauskommen, wir haben uns so ohnmächtig gefühlt", erzählt Irene Windisch, Gründungs- und Vorstandsmitglied des Grazer Frauenrats, im Gespräch mit derStandard.at. Der Frauenrat eint seit 28 Jahren Frauen von ganz links über alternativ bis hin zu konservativen und kirchlichen Organisationen, um gemeinsam für Anliegen aller Frauen zu kämpfen.

Eine der Errungenschaften des überparteilichen, überkonfessionellen Gremiums war die unabhängige Frauenbeauftragte. Die Psychologin Grete Schurz war 1986 die erste Frauenbeauftragte Österreichs. 28 Jahre später montierte nun - wie berichtet - die Frauenstadträtin Martina Schröck (SPÖ) diese Funktion ab. An ihrer Stelle soll eine Ombudsfrau im Büro Schröck Beratung für Frauen anbieten.

Fünf Frauen im Kollektiv

Der Aufschrei, der durch die verschiedensten Frauenorganisationen in Graz ging, blieb ungehört. Also traf sich der Frauenrat vor wenigen Tagen, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Man wählte – vorerst für ein Jahr – ein Kollektiv aus fünf Frauen aus dem Rat, die nun die Agenden der Frauenbeauftragten übernehmen sollen.

Eine der Frauen ist Irene Windisch: "Die Frauenstadträtin war bei unserer Sitzung als Gast eine Stunde anwesend, sie hat aber weiter kein Einsehen, dass die Aufgabe der Frauenbeauftragten immer viel mehr als Beratung war." Windisch und ihre Kolleginnen versuchten wiederholt, darauf hinzuweisen, dass politische Arbeit, Kampagnen und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Frauenthemen Hauptaufgaben der Frauenbeauftragten waren. Und diese war ausschließlich in Graz all die Jahre tatsächlich unabhängig, d. h. parteifrei und völlig weisungsfrei seitens der Politik.

Unentgeltliche Arbeit

In der neuen von Schröck vorgesehenen Konstellation wäre das nicht mehr der Fall. "Für psychologische, juristische Beratung oder auch Wohnungsberatungen vermittelte die Frauenbeauftragte weiter, sie hat geschaut, dass die Frauen schneller einen Termin bekommen, und auch denen geholfen, die sich nicht so gut artikulieren konnten", präzisiert Windisch.

Das fünfköpfige Kollektiv, bestehend aus Windisch, Barbara Kaspar, Ingrid Franthal, Ina Mastnak und Brigitte Hinteregger, will alle Agenden außer Beratung wie zuletzt Maggie Jansenberger als letzte unabhängige Frauenbeauftragte der Stadt weiterführen: also Medienbeobachtung, Stellungnahmen, die Watchgroup Sexismus und die Vertretung in Gremien. Natürlich passiert das nun alles unentgeltlich: "Wir suchen nach neuen Geldquellen. Wir sind ehrenamtliches Arbeiten zwar alle gewöhnt, aber Selbstausbeutung soll es auch nicht werden", so Windisch. "In einem Jahr schauen wir dann weiter."

"Sie hat es lieber schick und flott"

Beim Frauenrat ist auch viel Kränkung spürbar: "Es war eine Kunst, diesen Haufen von so unterschiedlichen Frauen und Organisationen immer solidarisch zusammenzuhalten", betont Windisch, "aber das ist ein Wert, den Schröck nicht sieht. Wahrscheinlich denkt sie sich nur: Was wollen die mit ihrem Altfeminismus. Sie hat es halt lieber schick und flott."

Nachsatz: "Es gibt auch ein Leben nach der Ära Schröck." Der Frauenrat geht jedenfalls beschwingt auf seinen 30er zu. (Colette M. Schmidt, derStandard.at, 16.12.2014)