So hoffnungsvoll war die Stimmung zu Beginn des Klimagipfels in Lima. Denn völlig unüblich hatten die USA und China bereits im Vorfeld weitreichende Vereinbarungen getroffen: Die USA hatten eine deutliche Reduktion ihres Treibhausgasausstoßes zugesichert – während China einen signifikanten Ausbau seiner erneuerbaren Energieproduktion versprach. Wer erwartet hatte, dass dieser Vorstoß eine entsprechende Dynamik bei den Verhandlungen in Lima auslösen könnte, wurde allerdings herb enttäuscht: Sehr rasch hatten die Delegierten sich wieder eingebunkert und verteidigten hartnäckig ihre Positionen. Derart zäh gingen die Verhandlungen voran, dass am Ende darüber gejubelt wurde, zumindest noch irgendetwas beschlossen zu haben.

Das Ergebnis ist wieder einmal ein vager Minimalkompromiss. Aber um im sich verschärfenden Klimawandel das Ruder herumreißen zu können, reicht das bei weitem nicht aus. Es sind bereits gewaltige Anstrengungen nötig, will man das vereinbarte Ziel, die Erwärmung der Atmosphäre auf maximal zwei Grad zu begrenzen, noch erreichen. Und mit jedem Jahr des Zögerns, in dem weltweit munter mehr und mehr Emissionen hinausgeblasen werden, sind auch immer radikalere Maßnahmen nötig. Von einem Stoppen des Klimawandels ist schon längst keine Rede mehr - sogar der "World Energy Outlook 2014" der Internationalen Energieagentur warnte bereits davor, dass die Entwicklung auf eine Erwärmung von 3,6 Grad zusteuere. Es geht also nur noch um Schadensbegrenzung - darum, die allerschlimmsten Folgen einzudämmen.

In dieser Situation nun zieht Österreichs Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) ein "positives Resümee" über das Ergebnis der Klimakonferenz und erklärt: "Wir setzen alles daran, auch die USA, China und Russland mit ins Boot zu holen." Dies ist insofern recht originell, als gerade China und die USA im Vorfeld des Klimagipfels ihre Hausaufgaben gemacht haben. Während Österreich in Lima den zweifelhaften Titel "Fossil des Tages" umgehängt bekommen hat.

Und das zu Recht: Die internationale Performance Österreichs bei der UN-Konferenz ist als ausgesprochen peinlich einzustufen. Da reiste eines der reichsten Länder dieser Welt ohne eine fixe Finanzierungszusage für den UN-Ausgleichsfonds nach Peru, mit dem armen Ländern geholfen werden soll, Maßnahmen gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu setzen. Es war damit bereits Nachzügler unter den Industrieländern. Bei der Konferenz selbst verkündete Rupprechter dann einen Beitrag Österreichs von 25 Millionen Dollar - in der Hoffnung, dass Länder und Industrie weitere 25 Millionen drauflegen. Zum Vergleich: Die Schweiz hat inzwischen 100 Millionen Dollar versprochen - also glatt das Doppelte des von Österreich in Aussicht gestellten Betrages, der noch dazu mit Fragezeichen versehen ist. Gleichzeitig ist Österreich aber auch innerhalb der EU trauriger Nachzügler und schafft es nicht einmal, die bereits gesteckten Klimaschutzziele zu erreichen.

Bis März hat die Staatengemeinschaft Zeit, die jeweiligen Klimaprogramme zu adaptieren und geplante Maßnahmen vorzulegen. Der österreichische Beitrag wird dabei an dem Ziel zu bemessen sein, das sich Rupprechter selbst gesteckt hat: Er wolle Österreich zu einem Vorreiter im internationalen Klimaschutz machen. Um das zu erreichen, hat er noch ein ordentliches Stück Weg vor sich. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 15.12.2014)