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Foto: apa/ROLAND SCHLAGER

Es war einmal, verraten uns die Brüder Grimm in ihrem Wörterbuch, vor unvordenklichen Zeiten ein Wort namens "Steuer", das allerdings damals, als das Wünschen noch geholfen hat, etwas ganz anderes bedeutete als heute: Eine "Stütze" war die Steuer, ein "stützender Stab", ein "stützendes Fundament", nicht aber jener Teil des Einkommens, den man als Steuerzahler an den Staat abführen muss (es sei denn, man ist ein weitgehend steuerbefreiter internationaler Großkonzern mit Firmensitz Luxemburg.)

Die alte Bedeutung der Steuer als "Stütze" lebt in Wörtern wie "Aussteuer" oder "beisteuern" weiter, nicht aber in der Regierungskoalition, wo sich die Steuern (bzw. deren Reform) keineswegs stützend, sondern eher als Sprengstoff auswirken.

Neben dem weiblichen Nomen "Steuer" gibt es auch ein gleichlautendes sächliches "Steuer", es meinte einst das Steuerruder bei Booten und Schiffen, das dort meistens Steuerbord, an der rechten Seite des Schiffs, befestigt war. Von seinem ursprünglichen Verwendungsort wurde es später für Automobile und ähnliche Fahrzeuge an Land geholt.

Wie "die Steuer" und "das Steuer" sprachgeschichtlich genau zusammenhängen, haben die Etymologen noch nicht eindeutig geklärt. Unstreitig ist, dass Steuern wirtschaftliche und gesellschaftliche Steuerungseffekte bewirken - wenn denn die hohe Politik auf ein klares Ziel zusteuert, was wie besteuert werden soll. Von diesem Ziel scheinen ÖVP und SPÖ derzeit allerdings meilenweit entfernt. (win, DER STANDARD, 13./14.12.2014)