Album
The Body
I Shall Die Here

Das US-Metal-Duo veröffentlicht mit dem Düsterelektroniker The Haxan Cloak ein therapeutisches Gruselalbum über den Tod. Erdplatten verschiebende Bässe, dröhnende Akkorde, verzweifelte Schreie, dann: ewige Nacht. Nach dem Hören geht es einem besser.

(RVNG Intl.)

cover: RVNG Intl.

Song
Sleaford Mods
Tied Up In Nottz

Stoische Beats, dumpfe, gelangweilte Bassläufe. Das reicht. Darüber spuckt Jason Williamson aus dem britischen Nottingham Gift und Galle über das Touren, sein Leben, den Niedergang der westlichen Zivilisation. Mark E. Smith hat einen legitimen Sohn.

(Harbinger Sound)

cover: harbinger sound

Newcomer
Powell
Club Music

Ein wenig schummeln ist erlaubt. Der Produzent und Chef des Labels Diagonal ist nicht neu dabei. Seine heuer mit Gast Russell Haswell veröffentlichte EP zwischen sexuell aufgeladener Elektronic Body Music, Techno und Hardcore Jungle klingt aber superfrisch.

(Diagonal)

Foto: diagonal

Österreich
Wanda
Amore

Der Austropop erfährt mit dieser zart versandelten Band seine Auferstehung. Wir hören mit gutem Gefühl hingeschissene und krächzend vorgetragene Ohrwürmer. Es geht ums Trinken, das Sterben, weiße Zähne, Elfriede Jelinek – und Amore. Widerstand zwecklos.

(Problembär Records)

cover: problembär records

Neauflage
Monoton
Monotonprodukt 02

Konrad Becker veröffentlichte 1980 dieses sensationelle Album beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Heute klingt die elegante Vorwegnahme von Techno, Dub-Elektronik und Freistil-Laptopperei als Gruß aus einer Zukunft, in der wir gerade leben.

(Desire)

cover: Desire

Helden
Scott Walker & SunnO)))
Soused

SunnO))), die US-Mönche des Drone Metal, haben zwar gemeinsam mit den norwegischen Ulver das bessere Album gemacht: Terrestrials. Für mehr Aufsehen sorgte aber die Kollaboration mit dem verrückten alten Pop-Tragöden Scott Walker. Eine Todesoperette.

(4AD)

cover: 4ad

Weitere Highlights
USA Out Of Vietnam

Crashing Diseases And Incurable Airplanes

Das Quartett aus Montreal fährt musikalisch das große Drogenprogramm zwischen schwerem Dröhn-Metal, spinnerter Psychedelik, Streichersätzen auf der Suche nach dem Electric Light Orchestra und heiterem lyrischen Unsinn. Eine betrunkene Bierzelt-Trompete ist auch dabei. Hübsch arrangierter Wahnsinn.

(Aurora Borealis Records)

Foto: Aurora Borealis Records

Inga Copeland
Because I’m Worth It

Der Sound der Verstörung. Das frühere Mitglied des Geisterhaus-Duos Hype Williams versucht sich auf ihrem ersten Soloalbum im neuen Leben zurechtzufinden. Eine düstere elektronische Collage, der man das Zwischenstadium auf dem Weg zu neuen Ufern jederzeit anmerkt.

(Self Release)

Foto: Inga Copeland

Shadowlust
Trust In Pain

Die New Yorker vom superhippen Elektronik-Label L.I.E.S. Haben viel DAF, Dark Wave, EBM und Suicide gehört. Entsprechend karg und repetitiv und retrofuturistisch klingt ihr Debütalbum nach frühen 1980er-Jahren.

(L.I.E.S.)

Foto: L.I.E.S.

Klara Lewis
Ett

Die junge Schwedin ist die Tochter des Wire-Bassisten Graham Lewis. Sie produziert dunkle, atmosphärische Elektronik-Tracks, in denen Beats nur vorsichtig pochen und flächigen Ambient-Sounds breiter Raum gegeben wird. Alles klingt, als ob es an Bord eines gesunkenen Unterseebootes aufgenommen wurde.

(Editions Mego)

Foto: editions mego

Dalhous
Will To Be Well

Das junge schottische Duo hat früher nicht gerade der Sonnenseite des Lebens zugewandte Post-Dubstep-Tracks produziert. Nun aber hat es die Melodie und Schönheit sowie die heiteren Seiten des Lebens entdeckt. Man beschäftigt sich auf instrumentaler Basis mit dem britischen Begründer der anti-Psychiatrie-Bewegung R. D. Laing.

(Blackest Ever Black)

Foto: Blackest Ever

Godflesh
A World Lit Only By Fire

13 Jahre nach ihrer Trennung veröffentlichte das britische Industrial-Metal-Duo mit Chef-Brüller Justin K. Broadrick ein Album, wie es heute gar nicht mehr gemacht wird. Mit Drumcomputer, Bass und Gitarre bemängelt man das Leben im vor die Hunde gehenden Großbritannien und drischt im mittleren Tempobereich auf die Hörerschaft ein. Bitte nicht bei Autofahrten im Stadtverkehr hören.

(Avalanche Recordings)

Foto: Avalanche

Swans
To Be Kind

Die ehemaligen Zeitlupen- und Selbstzerfleischungs- und Noise-Extremisten um Michael Gira machen mit diesem monströsen Doppelalbum und bis zu 34 minuten langen Songs klar, dass es am Ende eines Blues-Songs mitunter auch so etwas wie spirituelle Erlösung geben kann. Zumindest sollte man die Hoffnung daran nicht aufgeben.

(Mute)

Foto: Mute

Fennesz
Bécz

Der Wiener Gitarrenelektroniker hat einen oft kopierten, aber selten erreichten Alleinstellungsmerkmal- Sound erreicht, der auf dem neuen Album wieder einmal souverän inszeniert wird. Zwischen Noise, pannonischer Melancholie, lyrischen Momenten und strahlend klingender Schönheit.

(Editions Mego)

Foto: Editions Mego

Sabbath Assembly
Quaternity

Das Duo aus den USA praktiziert eine sich nicht ganz zwischen Gott und Teufel entscheiden könnende Religion, die musikalisch als Led-Zeppelin-Verehrung auf halbakustischer Lagerfeuer-Basis eingeordnet werden kann. Das alles ist schon sehr seltsam und verstörend, es klingt aber zum Gänsehaut kriegen.

(Svart Records)

Foto: Svart Records