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Am 11. 11. beginnt der Kölner Karneval und beim FC sah alles noch rosiger aus: nach elf Runden stand das Team von Peter Stöger auf Platz zehn. Zu den damals 15 Punkten kam bis dato kein weiterer dazu.

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Köln - Peter Stöger geht in die Offensive. Statt sich nach drei Niederlagen in Serie und der ersten zarten Kritik an seiner Person in den Schmollwinkel zu verziehen, wird der Trainer des 1. FC Köln am Mittwochabend im Fassbierkeller des Brauhauses Gaffel am Dom mit mehr als 100 Fans debattieren.

Seine Vorgänger hatten den Gang zum "FC-Stammtisch", einer manchmal hitzigen Diskussionsrunde von Journalisten, Fans und Offiziellen stets gemieden. Doch der Österreicher ist anders. Und er kommt nicht, um sich feiern zu lassen, sondern mitten in seiner ersten kleineren Krise.

Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze seiner Mannschaft ist auf zwei Punkte geschmolzen und nach dem jüngsten 1:2 gegen den FC Augsburg wurde von manchen Anhängern und Experten erstmals auch Stöger angelastet. "Verwechselt" hieß es beispielsweise im Kölner Stadt-Anzeiger. Der Vorwurf: der Trainer habe nach der 1:0-Halbzeitführung mit der Hereinnahme von Adam Matuschyk für Dusan Svento das Gleichgewicht im Team zerstört.

Es ist das erste Murren, das den in Köln extrem beliebten Stöger trifft. Denn er hat den Verein nicht nur in seinem ersten Jahr souverän zur Meisterschaft in der zweiten Liga geführt, der Wiener hat auch das kölsche Lebensgefühl aufgesaugt wie kaum einer seiner Vorgänger. Seinen wöchentlichen Ausführungen auf Facebook folgen mehr als 80.000 Fans. Für alle Fälle stellte Sportchef Jörg Schmadtke in der Sport Bild klar, dass der 48-Jährige "in keiner Weise zur Diskussion steht".

Der Trainer ist mit ziemlicher Sicherheit auch nicht der Kern der Kölner Schwächeperiode. Das Problem ist: Den Kern des Problems konnte man noch nicht dingfest machen. Ansätze gibt es viele. Stöger hat "Angst" erkannt, "ein mentales Problem", und einen Mangel an "Spielern, die das Zepter in die Hand nehmen".

Offensichtlich ist auch die Offensivschwäche des Aufsteigers. Ex-Nationalspieler Patrick Helmes (Knorpelschaden in der Hüfte) droht im schlimmsten Fall das Ende seiner Karriere, die Millionentransfers Simon Zoller und Yuya Osako enttäuschten bisher. Da nun auch die sonst so sichere Defensive immer öfter ins Schlingern gerät und das Restprogramm (Schalke, Mainz, Wolfsburg) ausgesprochen schwer ist, fragte die Bild-Zeitung gar schon: "Kein Punkt mehr bis zur Winterpause?"

Aber noch steht der FC, der bewusst nur Platz 15 als Saisonsziel ausgegeben hatte, "über dem Strich". Und die Niederlagen waren allesamt unglücklich, selbst das 1:5 bei Bayer Leverkusen, wo man ohne eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters nach 20 Minuten 2:0 gegen zehn Leverkusener hätte führen können. "Wir sind in einer Phase, in der ganz Köln deprimiert ist", stellte Stöger fest.

Ein weiteres Mal absteigen sollte der immer noch mit knapp 30 Millionen Euro verschuldete Klub jedenfalls tunlichst nicht, die bisherigen fünf Degradierungen haben nach Angaben von Geschäftsführer Alexander Wehrle "rund 100 Millionen" gekostet.

Auch deshalb ist davon auszugehen, das Köln im Winter wohl zumindest für die Offensive neues Personal verpflichten wird. Gerüchte gibt es um Josip Drmic (Leverkusen), Jan Schlaudraff (Hannover 96) und Zvjezdan Misimovic. Doch erst einmal muss der FC das beste aus dem Restherbst harausholen. (sid, red, 10.12.2014)