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In Frankreich und Deutschland ist die Pille für junge Frauen kostenlos.

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Die Ergebnisse der Befragung.

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Wien - Österreichs Jugendliche wünschen sich billigere oder kostenlose Verhütungsmittel. In einer Umfrage der Bundesjugendvertretung sprachen sich von rund 1.200 befragten Jugendlichen 64 Prozent dafür aus, dass etwa Kondome oder die Pille günstiger werden. "Österreich ist hier weiter hinten als andere europäische Staaten", sagte Laura Schoch, Vorsitzende der Bundesjugendvertretung, bei der Präsentation der Ergebnisse am Dienstag. "Finanzielle Hürden dürfen kein Grund sein, dass Jugendliche nicht verhüten."

Im Rahmen ihrer Kampagne "Rdn Wr Klrsex" hatte die Bundesjugendvertretung Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren dazu aufgefordert, eine Postkarte auszufüllen oder online an der Befragung teilzunehmen. Die Karten wurden an Schulen, Jugendorganisationen und Jugendzentren in ganz Österreich gesandt.

Mehr Beratung gewünscht

42 Prozent der Jugendlichen gaben dabei an, sich an der Schule mehr Workshops und Informationen über Sex zu wünschen, 23 Prozent wollen in ihrer Nähe mehr mehr Beratung über Sexualität bekommen.

Zu wenige Frauenärztinnen

Die Jugendlichen konnten auch selbst Forderungen auf die Postkarten schreiben. Auch hier standen kostenlose Verhütungsmittel ganz oben auf der Wunschliste: Von 71 Jugendlichen fordern das 36 Prozent. 21 Prozent wollen in der Schule mehr Sexualpädagogik über Homosexualität und Antidiskriminierung. 15 Prozent wünschen sich Workshops mit externen Experten, 13 Prozent anonymen Zugang zur Pille oder der Pille danach. 10 Prozent der Jugendlichen fordern mehr weibliche Frauenärztinnen mit Kassenverträgen.

"Österreich sollte nachziehen"

"Der Wunsch nach billigeren Verhütungsmitteln ist zentral", sagt Schoch. Sie verweist auf Frankreich, wo seit 2013 Mädchen zwischen 15 und 18 Jahren die Pille vollständig von der Krankenkasse zur Verfügung gestellt bekommen. Auch in Deutschland zahlt die Krankenkasse die Pille bis zum 20. Lebensjahr. "Es wäre höchste Zeit, dass Österreich hier nachzieht."

Politik zurückhaltend

Die Jugendvertreter überreichten Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) am Dienstag die Ergebnisse der Befragung. Bezüglich der Forderung nach billigeren oder kostenlosen Verhütungsmittel gaben sich die Ministerinnen zurückhaltend. "Ich freue mich, dass diese Forderung wieder kommt. Wir müssen uns hier erst mit den Bundesländern absprechen, ob Möglichkeiten dafür bestehen", sagte Heinisch-Hosek. Ihr Ressort alleine könne das jedenfalls nicht schaffen.

Karmasin will mehr Beratung für Eltern

Die Unterrichtsministerin sieht die Ergebnisse jedenfalls als Aufgabe für sich, den Aufklärungsunterricht neu aufzustellen. Bereits Ende Oktober hatte sie angekündigt, die Sexualerziehung modernisieren zu wollen. Bezüglich mehr Aufklärung über Homosexualität sei sie ebenfalls "mehr als bereit, den Ball wieder aufzunehmen".

Karmasin will sich vor allem um mehr Beratung der Eltern kümmern. Auch sie müssten über verschiedene Formen der Sexualität informiert werden. "Das sind Themen, mit denen sie in ihrer Jugend nicht konfrontiert waren." Sie verstehe das Anliegen, Verhütungsmittel kostenlos zu bekommen, es stelle sich dabei aber die Frage der Finanzierbarkeit.

Unterstützung von Oberhauser

Auch Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) unterstützt die Forderung nach günstigeren oder kostenlosen Verhütungsmitteln um ungewollte Schwangerschaften bei Jugendlichen zu verhindern. Diese sei eine "langjährige Forderungen der SPÖ-Frauen", sagt eine Sprecherin der Ministerin im Gespräch mit derStandard.at. Man müsse allerdings klären, wer dies finanzieren könne. Da Schwangerschaft keine Krankheit sei, könnten die Krankenkassen dies nicht übernehmen. Eventuell sei eine Finanzierung über die Bundesländer möglich. (koli, derStandard.at, 10.12.2014)