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Die "A380 der Schiffsindustrie" ist so groß wie vier Fußballfelder.

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Der Hamburger Hafen kann sich auf ein Riesenspektakel im Wortsinn gefasst machen: Im Jänner werden ihm "vier schwimmende Fußballfelder" oder, wie das größte Containerschiff der Welt in China auch genannt wird, die "A380 der Schiffindustrie" einen Besuch abstatten. Am Montag ging das auf Globe getaufte 400 Meter lange, 60 Meter breite und haushohe Frachtschiff von Schanghai aus auf Jungfernfahrt. Eigentümerin ist die Großreederei CSCL (China Shipping Container Lines).

Vollbeladen könnte es mit einer einzigen Fracht halb Europa mit iPads beliefern. 200 Millionen dieser Tablets passen in die 19.100 Standardcontainer (TEU). Das rechneten die chinesischen Besitzer aus. Es sind 800 Stahlkisten mehr, als auf der dänischen Maersk McKinney Moeller Platz finden. Mit 398 Meter Länge, 58 Meter Breite und 18.270 Containern war sie bis zum Vorjahr das weltgrößte Frachtschiff.

Der Titel geht nun an CSCL-Globe. Sie läuft zuerst Containerhafen in Singapur, dem britischen Felixstowe und Rotterdam an, wo sie den Großteil ihrer Fracht, Textilien und Leichtindustrie, entlädt. Dann kommt sie am 12. Jänner für eineinhalb Tage nach Hamburg. Gebaut hat den gigantischen Frachter Südkoreas Werft Hyundai Heavy Industries. Die Großreederei CSCL hatte im Mai 2013 fünf der Schiffsriesen bestellt. Nach Angaben der Pekinger Börsenzeitung Zhengjuan Shibao zahlte sie rund 700 Millionen Dollar für die baugleiche Containerflotte der Superlative.

Schnäppchenpreis

Es war ein echter Schnäppchenpreis, den ihr die Branche neidet. Denn der Frachtschifffahrt ging es in den vergangenen Jahren wegen Überkapazitäten, schwachen Welthandels, fallender Transport- und hoher Ölpreise nicht gut. Das ändert sich gerade oder wird sich noch weiter ändern, hofft die CSCL, die in den vergangenen Krisenjahren selbst hohe Verluste machte. Sie hat ihren zweiten Containergiganten nach Globe optimistisch auf Pazifik getauft. Der Namen ist Omen. In den USA treibt der erneute Wirtschaftsaufschwung die Nachfrage nach Produkten aus China wieder nach oben. Die weltgrößte Handelsmacht zeigt Flagge. Vor Mitte 2015 sollen alle fünf Großfrachter für die CSCL auf den Weltmeeren schwimmen.

Der Kapitän der Globe, Sun Feng, hatte das Schiff Mitte November in der Hafenstadt Tianjin entgegengenommen. Die Jungfernfahrt nach Europa und über das belgische Zeebrügge nach China zurück werde 70 Tage dauern, hieß es. Bis zu 25 Knoten (46 Kilometer) kann der Seegigant pro Stunde zurücklegen.

Die Größe würde sich rechnen, erklärt CSCL. Im Vergleich mit einem 10.000-TEU-Frachtschiff soll die Globe 20 Prozent weniger Antriebsenergie pro beförderter Tonnage verbrauchen und so auch jährlich 30.000 Tonnen weniger Kohlendioxid-Emissionen ausstoßen. Dem Kapitän zufolge braucht es nur 22 Mann Besatzung, um den vollautomatisierten Riesen, der länger als ein Flugzeugträger ist, sicher durch die Gewässer zu steuern. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 10.12.2014)