Die Gründung der FH vor 20 Jahren bedeutete die Chance, auf wissenschaftlicher Basis eine berufsorientierte Ausbildung sicherzustellen, die dem Standort Österreich insgesamt und den Unternehmen im Speziellen von großem Nutzen war und ist. So konnte in vergleichsweise kurzer Zeit ein neuer Hochschulsektor mit enormem Wachstum und gesicherter Qualität entstehen. Heute graduieren beinahe 40 Prozent aller Absolventen von technisch-ingenieurwissenschaftlichen Studienrichtungen an Fachhochschulen, fast 50 Prozent im Bereich der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Doch es gibt einige Herausforderungen: Die regulatorischen und finanziellen Entwicklungen haben die Länder und Sozialpartner, die mit wenigen Ausnahmen im Wesentlichen die Träger und Zahler sind, an den Rand des Möglichen gedrängt. Eine Valorisierung der Bundesmittel als klares Bekenntnis fehlt. Dies lässt den Eindruck entstehen, dass man im FH-Sektor nach einer euphorischen Anfangsphase nunmehr die Adoleszenz erreicht hat - illusions- und lustlos ist man auf sich allein gestellt, hat aber eine partnerschaftliche Verantwortung für die zukunftsorientierte Entwicklung des Landes übernommen.

Die ursprünglich so mutigen Rahmenbedingungen von Gesetzgebung und Bürokratie wurden eingeengt und Dynamiken gebremst, sodass zu hinterfragen ist, ob die FHs längerfristig in der Lage sein werden, ihrem Auftrag hochqualitativer wissenschaftlicher Ausbildung gerecht zu werden. Eine Input-orientierte Regelungsdichte mit umfassenden Dokumentations- und Berichtspflichten, eine permanente Unterfinanzierung und ein bestenfalls unklarer Zustand über die Zukunft des Studienangebots sind dabei Hauptgründe.

Da FHs den Universitäten immer ähnlicher werden, hat das Ausmaß an Selbstbeschäftigung in Gremien und Kollegien kaum noch Platz gelassen, sich gezielt mit den Studierenden und den Anforderungen an Lehre und Forschung zu beschäftigen. Umgekehrt haben die Universitäten viel von den FHs übernommen. Daher wird der Profilbildung besondere Bedeutung zukommen. Wenn sich Systeme so angleichen, wie es die FHs und Unis in den letzten Jahren taten, wird man den Studierenden klar kommunizieren müssen, wofür man steht und welche Werte man in Lehre und Forschung vertritt.

Eine mangelhafte Regulierung in Bezug auf akademische Standards im Zusammenhang mit der Verleihung akademischer Grade hat seit Jahren um sich gegriffen. Das führt zu Glaubwürdigkeits- und Qualitätsverlust und damit zu einem Wert- und Reputationsverlust, was letztlich alle FHs trifft und der internationalen Reputation schadet.

So hat sich auch in der FH-Welt eine Mehrklassengesellschaft gebildet - einerseits wird hochqualitative Ausbildung und Forschung geleistet, und andererseits gibt es jene, die sich weder an Standards noch am eigenen Anspruch richten. Die Nichtanerkennung von Bildungsabschlüssen im tertiären Bereich hat Folgen. Heute gehen viele FH-Absolventen für ihr Master- oder Doktoratsstudium ins Ausland.

Das führt zur Diskussion um Doktoratsstudien und Promotionsrecht, die nicht auf eine standespolitische Dimension reduziert werden kann. Man kann das gesetzliche Promotionsrecht nicht einem Hochschulsektor faktisch vorenthalten und auf diese Weise wertvolles Potenzial ungenützt lassen. Doktoratsstudien zählen zu den wichtigsten Säulen der Entwicklung von Forschungskapazität, der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft im Bereich wissenschaftlicher Kooperationen. Stärker auf die Wirtschaft hin ausgerichtete Doktorate erschließen wertvolle Ressourcen für Forschung und Innovation, realisieren Synergiepotenziale mit Hochschulen, bündeln Know-how und Kompetenzen und erhöhen auf diese Weise den Forschungsoutput, die Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit des gemeinsamen Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts. (Markus Tomaschitz, DER STANDARD-Printausgabe, Dezember 2014)