Wien - Die Tourismusbranche in Wien und die Wirtschaftskammer jubeln über das mehrheitliche Ja der Wiener Betriebe zur Einrichtung einer Tourismuszone mit Sonntagsöffnung. 72,6 Prozent sprachen sich dafür aus. Gleichzeitig freut man sich über die Zustimmung zu einer ganzjährigen Öffnung der Schanigärten. Die Bewirtung von Gästen im Freien ist derzeit nur zwischen Anfang März und Ende November möglich.

Allerdings - und das ist der Wermutstropfen - lag die Wahlbeteiligung der Wiener Unternehmen nur bei rund 16 Prozent. Für die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) lasse sich daraus "selbst mit viel Fantasie" kein überzeugender Verhandlungsauftrag herauslesen. "Offenbar ist die Frage der Sonntagsöffnung für die befragten Unternehmen weit weniger Thema, als der Öffentlichkeit mit viel Aufwand suggeriert wird", so GPA-Chef Wolfgang Katzian.

Für Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl war die Umfrage über die Tourismuszonen trotz der niedrigen Wahlbeteiligung dennoch ein Erfolg: "Was in acht anderen Bundesländern funktioniert, sollte doch auch in Wien möglich sein", appelliert Leitl an die Wiener Stadtpolitik.

Unbeeindruckter Bürgermeister

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) zeigte sich ob der Umfrageergebnisse relativ unbeeindruckt. Bevor man über eine solche Aufsperrerlaubnis rede, müssten sich die Sozialpartner einigen, bekräftigte er am Dienstag. "Der primäre Ansprechpartner der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer ist das Pendant in der Gewerkschaft der Privatangestellten", so Häupl. Sollten die Sozialpartner mit einer Einigung bezüglich der Entlohnung des Personals bzw. der räumlichen Abgrenzung der Tourismuszone zu ihm kommen, werde er darüber reden.

Nicht ganz ohne Häme kommentierte Häupl die niedrige Rücklaufquote der Mitgliederbefragung. "Ich nehme also zur Kenntnis, dass in etwa zehn Prozent der Unternehmer dafür gestimmt haben." Und er finde es freilich auch interessant, "was der Bäcker aus Liesing oder der Installateur aus Floridsdorf zu einer Tourismuszone in der Wiener Innenstadt sagt", bezog sich der Bürgermeister auf den Umstand, dass die Wirtschaftskammer all ihre Mitglieder über das Thema hatte abstimmen lassen.

Die Wiener Wirtschaftskammer will nun mit der Gewerkschaft in die Sozialpartnerverhandlungen starten. Dabei will sich der Chef der Wiener Kammer, Walter Ruck keinen Zeitdruck auferlegen. "Charmant wäre es, wenn wir zum Song Contest im Mai ein Ergebnis hätten." (red) Kommentar Seite 36

Derzeit dürfen die Schanigärten nur zwischen März und November öffnen. Die Unternehmen wollen einen ganzjährigen Betrieb. (red/STANDARD, 10.12.2014)